Trois amies
Emmanuel Mouret, Frankreich, 2024o
Joan ist nicht mehr in Victor verliebt und leidet darunter, dass sie sich ihm gegenüber unehrlich fühlt. Ihre beste Freundin Alice beruhigt sie damit, dass sie selbst keine Leidenschaft für ihren Partner Eric empfindet, obwohl ihre Beziehung perfekt läuft. Sie weiss nicht, dass er eine Affäre mit ihrer gemeinsamen Freundin Rebecca hat. Als Joan schliesslich beschliesst, Victor zu verlassen, und dieser verschwindet, wird das Leben der drei Freundinnen auf den Kopf gestellt.
In einer Zeit der feministischen Diskurse, Genderfragen und Missbrauchsdebatten könnte der 55jährige französische Regisseur Emmanuel Mouret bald die «alte Welt» repräsentieren. Seit zwölf Filmen (in 25 Jahren) ist das einzige Thema dieses ebenso beständigen wie diskreten Filmemachers die heterosexuelle bürgerliche Liebe. Sein jüngster Film nun handelt von den Liebesgeschichten dreier befreundeter Lehrerinnen in Lyon, wobei eine gewisse Schwere im Spiel ist, weil der Erzähler aus dem Off bereits tot ist: Victor hat es nicht ertragen, dass Joan (India Hair) ihn nicht mehr liebt. Trotz der Unterstützung ihrer besten Freundin Alice (Camille Cottin), deren Beziehung auch ohne Leidenschaft wunderbar zu funktionieren scheint, fühlt sich Joan schuldig. Ihre gemeinsame Freundin Rebecca (Sara Forestier), die Museumsführerin geworden ist, hat eine heimliche Affäre mit dem Ehemann von Alice. Es folgen weitere Komplikationen, die diesem Liebesgetändel im Laufe des Films immer mehr Tiefe verleihen, wobei die drei Freundinnen wie kommunizierende Röhren funktionieren. Mouret überrascht auch mit Besetzungen gegen den Strich, was dem Film eine willkommene Frische verleiht. Man kann zwar bedauern, dass der Autor in seiner bürgerlichen Blase unempfänglich für andere Fragen bleibt, die unsere Welt bewegen. Aber man muss zugleich anerkennen, dass seine Gefühlsbeobachtungen von einer wohltuenden Unaufgeregtheit und Eleganz sind.
Nobert CreutzGalerieo





