Mani Matter - Warum syt dir so truurig?
Friedrich Kappeler, Schweiz, 2002o
Der Film «Mani Matter - Warum syt dir so truurig?» ist eine faszinierende Annäherung an die komplexe Persönlichkeit des Künstlers, der seine hauptberufliche Tätigkeit als Rechtskonsulent der Stadt Bern nie aufgeben mochte. Er schildert das Leben und Wirken des populären Mundart-Liedermachers im Spannungsfeld zwischen bürgerlicher und künstlerischer Existenz und geht auch dem Einfluss nach, der bis in die Gegenwart reicht. Die Gespräche mit der Familie und mit Freunden werden mit zahlreichen Originalaufnahmen von Mani Matter sowie mit Interpretationen zeitgenössischer Musiker wie Stephan Eicher, Kuno Lauener, Dodo Hug, und Polo Hofer angereichert, die ganz unterschiedlich an die Matter-Lieder herangehen.
Gut fünzig Jahre nach seinem Tod ist Mani Matter (1936–1972) noch immer einer der bekanntesten und beliebtesten Schweizer. Dies vergegenwärtig einem der zärtliche, mittlerweile auch schon gut zwanzig Jahre alte Dokumentarfilm des Thurgauers Friedrich Kappeler, der seinerseits vor knapp zwei Jahren verstorben ist. Kappeler erkundet die grosse kleine Welt des Berner Juristen und nebenamtlichen Liedermachers mit einem klassischen Mix von Zeitdokumenten, Stadt- und Landschaftsimpressionen sowie Gesprächen mit Matters Familie, Freunden und berühmten Berufskollegen wie Franz Hohler, Stefan Eicher, Kuno Lauener und Polo Hofer, deren Neuinterpretationen von Matterliedern ebenfalls längst legendär sind. Mit Händen, Augen und Ohren greifbar wird dabei, wie spielerisch leicht das Schweizer Pendant zu Georges Brassens Scharfsinn, Leichtsinn und Tiefsinn verband und wie viel Arbeit hinter Matters bürgerlich-künstlerischem Doppelleben als Verwaltungsjurist und "Verslischmied" steckte. Gerade als "frömder fötzu" begreift man zudem, wie urtümlich Mani Matter ein Berner Phänomen war: durchtränkt von diesem bäurischen Dialekt, dem er Hintersinn und Eleganz verlieh, und von dieser Beamtenstadt, zu deren Weltläufigkeit er in der Aufbruchszeit der 1960er Jahren beitrug
Andreas Furler