Wisdom of Happiness
Barbara Miller, Philip Delaquis, Schweiz, 2024o
Nach siebzig Jahren als geistliches Oberhaupt der Tibeter:innen blickt der Dalai Lama in diesem Film, der auf einer persönlichen Audienz beruht, zurück auf sein Leben und bündelt seine Botschaft in einem eindringlichen Teaching: Mitgefühl mit allem Lebenden, aktive Solidarität und die Bändigung des rastlosen Geistes durch Meditation – die Quintessenz der buddhistischen Lehre vom Glück.
Über den 14. Dalai Lama, der seit 1950 im Amt ist, gibt es bereits siebzig Filme. Warum noch ein einundsiebzigster? Weil dies dank dem privilegierten Zugang des Schweizer Fotografen Manuel Bauer, der das geistige Oberhaupt der Tibeter:innen seit langem begleitet, kein Film über den Dalai Lama sei, sondern einer mit ihm. Der damals 84-Jährige empfing Bauer, die Regisseurin Barbara Miller (#Female Pleasure) und den als Co-Regisseur zeichnenden Produzenten Philip Delaquis zu einem Interview, das die Filmcrew um Archivmaterial über die chinesische Okkupation Tibets, die Zerstörung der buddhistischen Kultur des Landes, das indische Exil, das weltweite Wirken und ganz persönliche Erinnerungen des Dalai Lama ergänzt hat. Im Zentrum des Films aber stehen die «Teachings», die lebenspraktischen Anweisungen, die der grosse Bescheidene frontal in die Kamera spricht: Mitgefühl und aktive Solidarität mit allem Lebenden, die Bändigung unserer rastlosen Gedanken und Stimmungen mit Meditation – die Quintessenz eines langen Lebens und einer Glückslehre, die ohne Jenseits auskommt und als Korrektiv zum Konkurrenzdenken und Konsumwahn gerade im Westen immer populärer wird. Geteilter Meinung kann man über die für Unterweisungen charakteristischen Wiederholungen sein, die musikalisch üppig orchestriert und mit einem steten Strom von Impressionen aus aller Welt illustriert werden. Die ästhetische Überfrachtung steht im seltsamen Widerspruch zur Schlichtheit dieses Mannes und seiner Lehre. Letztere aber hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Andreas FurlerGalerieo







