Gladiator II
Ridley Scott, USA, 2024o
Jahre nachdem er Zeuge des Todes des verehrten Helden Maximus durch die Hand seines Onkels wurde, wird Lucius gezwungen, das Kolosseum zu betreten, nachdem seine Heimat von den tyrannischen Kaisern erobert wurde, die Rom nun mit eiserner Faust regieren. Mit Wut in seinem Herzen und der Zukunft des Imperiums auf dem Spiel muss Lucius in seine Vergangenheit blicken, um Kraft und Ehre zu finden, um den Ruhm Roms an sein Volk zurückzugeben.
«Amüsiert Ihr Euch?» So lautete in Ridley Scotts Sandalenfilm Gladiator Russell Crowes polemische Frage ans Publikum des Kolosseums, das da mit blutigen Kämpfen bei Laune gehalten wurde. 24 Jahre später, in der digitalen Ära eine halbe Ewigkeit, führt der 86jährige Scott frische Figuren und Effekte in die Sequel-Arena: zur Eröffnung eine noch gewaltigere Schlacht (die römische Armada überrollt eine letzte nordafrikanische Trutzburg), im Kolosseum noch blutrünstigere Biester und noch pompösere Spiele (darunter eine Seeschlacht mit Instantverfütterung über Bord Gehender an hungrige Haie), als Spielleiter schliesslich gleich zwei noch bleichere, sprich: noch dekadentere Kaiser (die historisch verbürgten Brüder Caracalla und Geta als halbirres Sadisten-Gespann, von dem man auch ohne Geschichtsstudium ahnt, dass es mit der Brüderlichkeit nicht weit her ist). Anders gesagt: Das Spektakel kippt öfters ins Groteske, die Rezeptur aber ist die Gleiche. Wieder ringt ein entrechteter Offizier (Paul Mescal), diesmal als zeitgemässes Opfer des römischen Kolonialismus, mit stupender Kampftechnik gegen das zynische Machtprinzip, wieder gruppiert sich um ihn das Personal eines angenehm transparenten Intrigenspiels, das sich diesmal um einen kriegsmüden römischen Heerführer und den Inhaber einer Gladiatorenschule (beherzt chargierend: Denzel Washington) dreht, welche die perversen Cäsaren mit mehr bzw. deutlich weniger edlen Motiven ablösen wollen. Über die Frau des Generals (Conny Nielsen, die schon die Schwester von Joaquin Phoenix alias Commodus in Teil 1 spielte) wird das Sequel dynastisch und dramaturgisch eher umständlich mit dem Vorgängerfilm verknüpft, über die flammende Schlussrede des Gladiators erneut der politische Anstand beworben, der aus dem Imperium Romanum wieder eine Republik und endlich einen Weltstaat mit Willkommenskultur für alle machen soll. Historisch, versteht sich, ist das ein Witz, doch amüsiert haben wir uns. Mehr nicht.
Andreas Furler