Italian for Beginners
Lone Scherfig, Dänemark, Schweden, 2000o
Eine Coiffeuse, ein Receptionist, eine Verkäuferin und ein junger Pfarrer sehen sich in ihrem jeweiligen Leben mit Leuten konfrontiert, die ihre Frustrationen ungeniert an andern auslassen. Hinzu kommen der ungehobelte Gérant und die italienische Serviererin eines Restaurants. Ein Italienischkurs bringt alle zusammen und wird zum Anlass, die Lebenskarten aller neu zu mischen, was nicht ohne Turbulenzen abgeht.
Auf dem Höhepunkt der dänischen Erfolgswelle, die im Gefolge von Riget (1994) und Festen (1998) die internationalen Arthouse-Säle eroberte und Regiestars wie Lars von Trier, Thomas Vinterberg und Susanne Bier hervorbrachte, entstand diese Tragikomödie über sechs Lonely Hearts, die in einem Italienischkurs für Anfänger:innen (und hoffnungslose Fälle) zusammenkommen und nach einigen Turbulenzen zu unorthodoxen Paaren zusammenwachsen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie anfänglich unter der Fuchtel fürchterlicher Wüteriche und Sozialfälle stehen, die uns den Einstieg in den Film nicht ganz leicht machen. Doch das gerade ist die Pointe: Es geht darum, wie man sich von Tyrannei und anderen negativen Prägungen löst und sich angesicht neuer Lebenschancen nicht selber im Wege steht. Ein Film über und für uns alle also, in dem die menschliche Wärme und der Humor anfangs einen schweren Stand haben, um sich umso unwiderstehlicher durchzusetzen. Übrigens: Die dänische Erfolgswelle der 1990er Jahre war zeitweilig auch eine Säuberungswelle, die unter dem Stichwort Dogma '95 dem Kino seinen effekthascherischen Firlefanz austreiben wollte. Italian for Beginners entstand unter diesen Vorgaben (Direktton, kein Studio, kein künstliches Licht etc.) und kommt entsprechend schmucklos daher. Die exzellente Besetzung und die lebensnahe Geschichte machen das Handicap aber schnell wett.
Andreas Furler