Memory

Michel Franco, Mexiko, GB, USA, 2023o

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Sylvia arbeitet als Sozialarbeiterin in New York City in einem Heim für Erwachsene mit psychischen Erkrankungen. Die alleinerziehende Mutter führt ein einfaches, strukturiertes Leben mit ihrer Tochter und besucht regelmässig die Treffen der Anonymen Alkoholiker. Nach dem Jubiläum ihres ehemaligen High-School-Jahrgangs wird sie von einem Mann bis nach Hause verfolgt. Verängstigt versperrt Sylvia die Tür und schliesst die Vorhänge. Am nächsten Morgen sitzt er frierend und tropfnass immer noch unter ihrem Fenster: Saul hat Demenz und hat sich verlaufen. Die beiden verbindet eins: die Erinnerung.

Eine Frau wird auf dem Heimweg von einem Mann verfolgt, am nächsten Morgen entdeckt sie ihn schlafend vor ihrem Wohnhaus. Er sagt, er könne sich an nichts erinnern, sie glaubt, in ihm einen Angreifer aus ihrer Kindheit zu erkennen. Wer hat Recht? Der Film bringt schnell Licht ins Dunkel, und schon bald schleicht sich so etwas wie Liebe zwischen den beiden ein. Memory, diese Romanze zwischen zwei vom Leben Gebeutelten, hätte den Weg des Neo-Noir einschlagen können, mit seinen New Yorker Slums, deren schäbige Wohnungen den Wohlhabenden ins Gesicht schreien, oder den Weg des Melodramas mit seiner unmöglichen Liebe zwischen einem Opfer von Gewalt und einem reichen Mann ohne Gedächtnis, der von seinem Bruder an der kurzen Leine gehalten wird. Stattdessen schlägt der mexikanische Regisseur Michel Franco, der bei uns von seinem Sozialthriller Nuevo orden bekannt ist, in seinem zweiten amerikanischen Film einen Weg ein, der dramaturgisch weniger gesichert und subtiler ist. Wenn wir das Spiel mit den Kritikeretiketten weiterspielen wollen, können wir Memory eine Charakterstudie nennen. Dabei wird die Eleganz der Inszenierung noch von ihrer Diskretion übertroffen, beides im Dienste einer Schauspielerei, deren Nuanciertheit und Nüchternheit man zu schätzen weiss: Jessica Chastain hat einen traurigen Blick auf die Welt, während Peter Sarsgaard mit seinem getrübten Gedächtnis eine diffuse Gegenwart bewohnt. Die Jury des Filmfestivals Venedig ehrte ihn 2023 mit dem Preis für den besten Darsteller. Gut entschieden.

Emilien Gür

Empfehlungeno

Filmdateno

Genre
Drama
Länge
104 Min.
Originalsprache
Englisch
Bewertungen
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ØIhre Bewertung6.7/10
IMDB-User:
6.7 (7461)
Cinefile-User:
< 3 Stimmen
KritikerInnen:
< 3 Stimmen q

Cast & Crewo

Jessica ChastainSylvia
Peter SarsgaardSaul
Merritt WeverOlivia
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