Back to Black
Sam Taylor-Johnson, GB, USA, 2024o
London zu Beginn der 2000er Jahre: Die talentierte Sängerin und Musikerin Amy Winehouse findet in den Clubs von Camden ihre Bühne. Sie begeistert mit ihren Songs, ihrer aussergewöhnlichen Stimme und ihrem einzigartigen Charisma. Schnell werden Musikfans und Talent-Scouts auf sie aufmerksam und ihr kometenhafter Aufstieg in den Pophimmel beginnt. Ebenso schnell zeigt sich jedoch, dass der Ruhm seinen Preis hat. Im Mittelpunkt des Film steht dann auch die turbulente Liebesgeschichte, die eng mit ihrer Musik verbunden ist.
Die freche Lippe, der Aufstieg mit 23 aus Londoner Arbeiterverhältnissen zur Soul-Queen mit dem Album Back to Black, die Alkoholsucht und die destruktive Obsession für ihren Junkie-Freund Blake, der Ritt auf den Wogen des Ruhms und des Rausches, die Entziehungskur und der Tod mit 27... Es war eine reine Frage der Zeit, dass sich das Kino des kurzen Lebens von Amy Winehouse annehmen würde. 2023 wäre die Sängerin vierzig geworden, nun liegt das Biopic vor – und widerlegt die Befürchtung der biographischen Verkitschung weitgehend. Bis auf die erste Viertelstunde, in der uns der Film künstlerisches Genie mit dem Zimmern eines Songs innert Minuten vorführt, zeichnet er das bodenständige Porträt eines Working-Class-Girls aus dem Ausgehviertel Camden. Amy steht mit beiden Beinen im Leben, shiftet in lokalen Clubs vom Jazz zum Rhythm and Blues und trinkt dabei gern ein paar Gläser zu viel, bis sie die Bekanntschaft mit dem Quartier-Bad-Boy Blake in höhere Sphären der Inspiration, Leidenschaft und Sucht katapultiert. Marisa Abela gleicht Winehouse mit Make-up, Sixties-Klamotten und Turmfrisur frappierend und spielt den Starpart mit starker Stimme, Jack O'Connell gibt Blake als gefährlich verführerischen Draufgänger, nur der taxifahrende Vater Mitch wird reichlich weichgezeichnet. Bleibt die Frage, ob der frühe Tod der Sängerin unmittelbar nach einer hoffnungsvollen Entziehungskur vermeidbar gewesen wäre. Back to Black – was für ein Titel! – belegt eher, dass er logisch war. Eine Tragödie bleibt er auf alle Fälle.
Andreas Furler