La bête
Bertrand Bonello, Frankreich, Kanada, 2024o
2044 – die künstliche Intelligenz hat die Vorherrschaft übernommen, Emotionen werden als Bedrohung angesehen. Um einen interessanteren Job zu erhalten, unterzieht sich Gabrielle einem Verfahren, das ihre DNA von Gefühlen reinigt, die mit vergangenen Erlebnissen verbunden sind. Im Zuge der Prozedur erinnert sie ihre vormaligen Leben – 1910, 2014, 2044 –, vor allem aber an ihre grosse Liebe zu Louis, die sie sich nie einzugestehen wagte.
Der französische Filmemacher Bertrand Bonello kleidet das Verlangen besser als jeder andere ein. Die latente Erotik seiner Filme speist sich aus der Kunst der Kostümierung. Kein Wunder, hat Bonello schon die geschlossene Welt eines Bordells (L'appolonide) und ein Porträt des Modeschöpfers Yves Saint Laurent inszeniert. Sein neuestes Werk ist die Geschichte einer unmöglichen Liebe, die sich über mehr als ein Jahrhundert erstreckt. Dabei treibt er die Ausschmückung auf die Spitze: Jede Zeitebene des Films (1910, 2014 und 2044) führt zu einem kreativen Erguss an Kostümen, so dass Léa Seydoux und George MacKay in den Hauptrollen manchmal eher Models als Schauspielern ähneln. Der interessanteste Teil, in dem die weibliche Figur mit einem Incel zu kämpfen hat, verwandelt Bonellos Begeisterung für Kleidung, die den menschlichen Körper sowohl verbirgt als auch sublimiert, in ein Spiel mit Geschehnissen auf und neben der Leinwand. Die beängstigende Szene eines Versteckspiels in einer luxuriösen kalifornischen Villa erinnert daran, dass Bonello ein Kenner von Dario Argento ist, der es so gut verstand, den Mechanismus der Angst freizulegen.
Émilien Gür