Simple comme Sylvain
Monia Chokri, Kanada, Frankreich, 2023o
Sophia ist Philosophieprofessorin in Montreal und ist seit zehn Jahren mit Xavier in einer Beziehung, die sich im Laufe der Zeit in eine perfekte intellektuelle Partnerschaft verwandelt hat. Als sie den attraktiven Zimmermann Sylvain kennenlernt, der ihr Landhaus renovieren soll, wird das Fundament ihrer kleinen Welt erschüttert. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Aber wenn Gegensätze sich anziehen, sind sie auch dazu bestimmt, mit einander glücklich zu werden und zusammen zu bleiben?
Schamlos schwelgerisch und mit einem Schmuse-Soundtrack wie aus den tiefen 1970er Jahren zelebriert die Frankokanadierin Monia Chokri den erotischen Rausch und Amour fou zwischen einer hochfemininen Philosophiedozentin und einem hochmaskulinen Handwerker. Doch kaum werden die eigene Familie und ein Working-Class-Schuppen besucht, kehren der simple Sylvain den groben Proleten und die intellektuelle Sophia den bürgerlichen Snob hervor. Der Film ist so schematisch gebaut, wie es klingt – und hat doch etwas: Chokris Figuren und der kuriose Québec-Akzent haben Charme, die Bilder glühen behaglich und die These von elementaren Klassengegensätzen, die bei aller Romantik schwer überbrückbar sind, ist ja nicht ganz unbegründet. Wie kommt's wohl raus? Sie könnten sich täuschen.
Andreas FurlerMonia Chokris schnell inszenierte Konversationskomödie stellt die Frage nach der Kompatibilität in der Liebe. Was zieht einen an einem Menschen an? Sind es die Gemeinsamkeiten oder die Unterschiede? Und welches Beziehungsmodell hat langfristig die grössten Erfolgschancen? Die Stärke des Films sind die Dialoge voll von trockenem Humor. Wenn Chokri auf Überspitzung setzt, dann hat dieses Verfahren die Funktion einer Lupe, mit der sie die Realität der dargestellten Konflikte in der Vergrösserung betrachtet.
Denise Bucher