Killers of the Flower Moon
Martin Scorsese, USA, 2023o
Als im Oklahoma der 1920er Jahre Öl auf dem Land der Osage-Ureinwohner entdeckt wird, werden diese zu Multimillionären. Doch der Reichtum zieht auch Weisse an, die sich mit Heiratspolitik oder roher Gewalt ihren Anteil zu holen versuchen. Zu ersteren gehört der Kriegssheimkehrer Ernest, der eine Osagefrau heiratet, zu letzteren Ernests Onkel, der lokale Rrinderbaron, der sich als Indianerfreund ausgibt und seinen Enkel de facto zur Dezimierung potenzieller Erben in dessen Familie einspannt. Ernest kommt aus seinem fatalen Dilemma nicht mehr heraus, bis sich das frisch gegründete FBI hinter die seltsamen Todesfälle macht.
Killers of the Flower Moon ist die Verfilmung des gleichnamigen Sachbuch-Bestsellers von 2017, in dem der New-Yorker-Journalist David Grann die dutzendfache Ermordung von Osage-Indigenen im Oklahoma der 1920er Jahre aufarbeitet. Ölfunde hatten den ReservatsbewohnerInnen damals sagenhaften Reichtum beschert, weisse Siedler versuchten, mit Heiratspolitik und roher Gewalt ihre Anteile zu holen. Martin Scorsese und sein Co-Autor Eric Roth weben einen Thrillerfaden in diesen reichen Stoff über die blutige Aneignung des amerikanischen Westens durch die Osteinwanderer. Leonardo DiCaprio spielt den Neffen des lokalen Rinderbarons (Robert De Niro), der eine Osage-Frau heiratet und sich dennoch für die Dezimierung von deren Familie durch den vermeintlich wohlmeinenden Onkel einspannen lässt. Die Begriffsstutzigkeit des Helden und Scorseses erzählerischer Altersstarrsinn sind ein dramaturgische Problem: Mit enervierender Tumbheit sperrt sich der Neffe gegen jede Einsicht in sein widersprüchliches Verhalten als liebender Ehemann und Handlanger des Bösen, und ausufernd exerziert der Regisseur den Niedergang des fatalen Gespanns durch, als man im Publikum längst weiss, wie der Hase läuft. Eher beflissen als lebensecht wirkt zudem die politisch korrekte Zeichnung der Osage, stellenweise bilderbuchhaft die Skizzierung des Wildwest-Schauplatzes. Dennoch ist Killers of the Flower Moon ein lohnendes Spätwerk des New-Hollywood-Übervaters: Grandios gelingt die Schilderung der mühseligen Durchsetzung von Recht und Ordnung durch das eben gegründete FBI und die Justiz gegen die mafiöse Struktur des Pioniergesellschaft, konsequent gedacht ist der tragische Tor im Zentrum des Films, der Scorseses Lebensthema noch einmal variiert: Fast alle seine Antihelden verfolgen ihre amerikanischen Träume blindlings und verfehlen sie gerade deshalb.
Andreas FurlerGalerieo
