Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste
Margarethe von Trotta, Deutschland, Österreich, Schweiz, 2023o
Ingeborg Bachmann und Max Frisch begegnen sich 1958 in Paris und stürzen sich in eine leidenschaftliche Beziehung, die sie in Max Frischs Heimat am Zürichsee und in Ingeborg Bachmanns Wahlheimat Rom führt. Doch die Liaison ist von Anfang an geprägt von Reibungen und Rivalitäten, zumal Bachmann auf Freundschaften und amourösen Freiheiten beharrt, die in Frisch den eifersüchtigen Macho und Bevormunder wachrufen. Die schnell wachsenden Konflikte münden in eine Trennung, die Bachmann als traumatisch empfindet. Jahre später schöpft die ausgelaugte Autorin an der Seite eines jungen Bewunderes auf einer Reise in die Wüste neuen Mut.
Die Grand Old Lady des deutschen Autorenkinos schrieb und inszenierte dieses Biopic über die vierjährige Liebesbeziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch sowie die langen Nachwehen der Liaison, noch bevor der Briefwechsel des Paares freigegeben wurde: Der Film sollte zu Bachmanns 50. Todestag in die Kinos kommen. Die Eile hat ihren Preis: papierene Dialoge, eine schwerfällige Dramaturgie und eine Besetzung, die Bachmann zum blutleeren Jungstar mit Dauerschreibstau und Frisch zum jovialen Frauenbevormunder stilisiert – der publizierte Briefwechsel zeigt, dass die Sache vertrackter war und klüger reflektiert wurde. Treffend werden immerhin die Krämpfe mit dem Konzept der freien Liebe und Frischs notorische Eifersucht skizziert. Zur Inszenierung von Bachmanns Befreiung vom Frisch-Trauma in der ägyptischen Wüste nur dies: Der flotte Dreier mit zwei dienstfertigen arabischen Beaus ist adrett arrangiert.
Andreas Furler