Captives
Arnaud des Pallières, Frankreich, 2024o
Im Paris von 1894 lässt sich die junge Fanni Devander freiwillig in die psychiatrische Klinik Salpêtrière einweisen, um ihr vor Jahren eingelieferte Mutter zu finden. In der Anstalt entdeckt Fanni eine andere Welt als erwartet, so auch die unerwartete Solidarität von Mitinsassinnen. Als ein grosser Ball vorbereitet wird, ist dies Fannis letzte Hoffnung, der Schliessungsfalle zu entkommen.
Captives, eine weiblich Variante von Sam Fullers Psychiatriedrama Shock Corridor, erzählt die Geschichte der jungen Fanni Devander, die 1894 freiwillig in die Pariser Nervenheilklink La Salpêtrière eintritt, um ihre Jahre früher eingelieferte Mutter zu finden. Inmitten angeblich verrückter Frauen kann Fanni ihre Beweggründe niemandem begreiflich machen. Gefangen in den Mauern der Anstalt und durch das Urteil, das das Krankenhauspersonal über sie fällt, sieht die Protagonistin bald keinen Weg mehr, ihre Freiheit wiederzuerlangen. Arnaud des Pallières filmt dieses Eintauchen in die psychiatrische Anstalt als Albtraum. Mit seiner gesättigten Farbgebung, seinen leidenden Frauenkörpern und seinen folternden Krankenschwestern gleicht Captives einer makabren Version von Alice im Wunderland. Das Durchschreiten des Spiegels bzw. der Türen der Salpêtrière offenbart die Grausamkeit, die von einer unmenschlichen Institution ausgeübt wird. Die etwas sprunghafte Erzählung hat Mühe, ihren Rhythmus zu finden, aber der Film schafft es, eins mit von Mélanie Thierry verkörperten (fiktiven) Figur Fannis zu werden, der die Kamera mit sichtlicher Faszination folgt.
Émilien Gür