Sauvages
Claude Barras, Schweiz, Belgien, Frankreich, 2024o
Auf der Insel Borneo, nahe dem Regenwald, nimmt Keria auf der Plantage, auf der ihr Vater arbeitet, ein Orang-Utan-Baby auf. Zur gleichen Zeit sucht ihr Cousin Selaï bei ihnen Zuflucht vor dem Konflikt zwischen seiner Nomadenfamilie und den Holzfirmen. Gemeinsam nehmen Keria, Selaï und das Affenbaby den Kampf gegen die Zerstörung des Waldes auf.
Nach dem Grosserfolg seines Langfilmdebüts Ma vie de courgette wurde der zweite abendfüllende Film des Schweizer Animationsfilmer Claude Barras mit Spannung erwartet. Der Sprung ist ihm gelungen: Sauvages bestätigt seinen feinfühligen Zugang zu Kindheitsthemen und seine virtuose Beherrschung der Tricktechnik, die er in den Dienst einer bezaubernden Bildwelt stellt. Im Studio hat der Regisseur die tropischen Wälder Indonesiens als Kulisse einer ökologischen Fabel nachgebaut: Auf der Insel Borneo nimmt ein Mädchen, das von seinem Vater aufgezogen wird, ein Affenbaby auf, das ebenfalls seine Mutter verloren hat, ein Opfer der Abholzung, die das Land verwüstet. Zu dem Neuankömmling gesellt sich bald ein junger Cousin, der im Wald lebt und von seinem Grossvater in die Stadt geschickt worden ist, weil dieser zu sehr damit beschäftigt ist, ihre bedrohte Umwelt zu verteidigen. Nach einem Streit zwischen den beiden Kindern verirrt sich das Mädchen im Wald, den es unter der Führung seiner menschlichen und nicht-menschlichen Bewohner lieben und verteidigen lernt. Der didaktische Zug der Erzählung wird durch die Anmut der Figuren aufgewogen, die von hervorragenden Schauspielern, darunter Benoît Poelvoorde und Laetitia Dosch, gesprochen werden. Das aktivistische Herzstück dieses schönen Animationsfilm richtet sich an alle Altersgruppen: Den Kindern wird ziviler Ungehorsam erklärt, eine Erinnerung, die auch Erwachsenen nicht schaden kann.
Émilien Gür