Fearless Flyers
Hafsteinn Gunnar Sigurðsson, Deutschland, Island, GB, 2023o
Sarah ist eine Londoner Karrierefrau in ihren Vierzigern, die an unkontrollierbarer Flugangst leidet, von der sie niemandem erzählt. Damit der geplante Urlaub mit ihrem neuen Freund nicht platzt, besucht sie heimlich einen Lehrgang, der helfen soll, ihre Panik zu überwinden. Ehe sie sich versieht, befindet sie sich mit dem unerfahrenen Kursleiter und einem bunt gemischten Haufen Leidensgenossen im Flieger nach Reykjavík. Wie zu erwarten, läuft der Trip schnell aus dem Ruder.
Mit Fearless Flyers (Originaltitel: Northern Comfort) tritt der isländische Regisseur Hafsteinn Gunnar Sigurðsson in die Fussstapfen von Ruben Östlund. Wie Triangle of Sadness für seinen schwedischen Kollegen ist dies Sigurðssons erster Film in englischer Sprache, und – eine weitere Parallele – erzählt auch er von einer Reise in der ersten Klasse mit einer Influencerin an Bord. Das Flugzeug ersetzt das Kreuzfahrtschiff, und wenn die Passagiere auch keinen Luxusurlaub machen, nehmen sie immerhin an einem Kurs gegen Flugangst teil. Die Kotzszene, zwar weniger spektakulär als bei Östlund, darf auch hier nicht fehlen. Zudem: Wie bei Triangle verkehren sich die Machtverhältnisse zwischen Kursleiter und TeilnehmerInnen bald. All diese Ähnlichkeiten scheinen zufällig zu sein, da die Dreharbeiten von Fearless Flyers einige Monate vor der Premiere von Triangle of Sadness stattfanden, dennoch kann man sie als Zeichen eines Trends sehen – der da wäre: die Bourgeoisie kehrt als Thema für Satiren wieder. Nach Buñuel und Ferreri sind nun Sigurðsson und Östlund an der Reihe, deren diskreten Charme und deren körperliche Ausscheidungen zu enthüllen. Wetten, dass sie nicht die einzigen auf diesem Weg bleiben?
Emilien Gür