Fallen Leaves
Aki Kaurismäki, Finnland, Deutschland, 2023o
Aki Kaurismäki, der filmische Minimalist und Chronist der finnischen Arbeiterklasse, bietet für seinen angebliche letzten Streich nochmals einen trinkfesten Schweisser und eine ebenbürtig bodenständige Verkäuferin auf. Sie verliert ihren Job, weil sie abgelaufene Lebensmittel an Bedürftige weiterreicht, er wenig später den seinen wegen Alkohol am Arbeitsplatz. Dei beiden verlorenen Seelen treffen und erkennen sich mit wenigen Worten in einer Karaokebar, gehen zusammen ins Kino, dann kommen ihnen dumme Zufälle und seine Trunksucht dazwischen. Kommen Sie am Ende zusammen? Wer je einen Kaurismäki gesehen hat, kennt die Antwort.
Ist dies nun der öfters angekündigte letzte Film von Aki Kaurimski? Er wäre auf alle Fälle ein schönes Vermächtnis. Noch einmal bietet der Chronist der finnischen Arbeiterklasse einen trinkfesten Schweisser, noch einmal eine ebenbürtig bodenständige Verkäuferin auf. Sie verliert ihren Job, weil sie abgelaufene Lebensmittel an Bedürftige weiterreicht, er wenig später den seinen wegen Alkohol am Arbeitsplatz. Sie treffen und erkennen sich in einer Karaokebar, gehen zusammen ins Kino, dann kommen ihnen dumme Zufälle und seine Trunksucht dazwischen. Kommen Sie am Ende zusammen? Wer je einen Kaurismäki gesehen hat, kennt die Antwort. Sein Leben lang wollte der Exilfinne mit der rauen Schale Dramen drehen und hattte am Ende zuviel Mitleid mit seinen Figuren. Entscheidend ist ohnehin, was nebenbei geschieht. Kaurismäki tapeziert die Dekors mit Plakaten seiner Vorbildern (Coward, Visconti, Melville, Bresson, früher Godard...), die Tonspur mit seinem Lieblingssound (finnischer Tango und urwüchsiger Rock'n'Roll) und stellt seine Protagonisten in Schauplätze voller Requisiten aus den 1950er Jahren. Deutlicher denn je markiert er seinen Widerstand gegen jeden äusserlichen Fortschritt, den er als Rückschritt der Humanität ansieht. Im Übrigen ist dies für seine Massstäbe ein geradezu geschwätziger Fiilm: Etliche Wortwechsel erstrecken sich über mehr als drei Sätze, die Kalauerpointen sind zahlreicher denn je, darunter diese denkwürdige über den illusorischen Charakter allen menschlichen Strebens und die Aberwitzigkeit klassischer Filmdaramturgie: "Wenn ich die nächste Hürde nicht nehme, schaffe ich den Weg bis zum Grab nicht mehr."
Andreas Furler