Il sol dell'avvenire
Nanni Moretti, Frankreich, Italien, 2023o
Giovanni, ein bekannter italienischer Filmemacher, bereitet sich auf die Dreharbeiten zu seinem neuen Film vor. Doch zwischen seiner kriselnden Ehe, seinem französischen Produzenten, der kurz vor dem Bankrott steht, und seiner Tochter, die ihn vernachlässigt, scheint alles gegen ihn zu arbeiten. Giovanni muss seine Arbeitsweise überdenken, wenn er seine ganze kleine Welt in eine strahlende Zukunft führen will.
Nanni Morettis vierzehnter Spielfilm und der zehnte mit ihm selbst in der Titelrolle. Der Maestro stellt sich einmal mehr selbstreflexiv als Filmemacher vor, der 1956 einen Film über eine ungarische Zirkustruppe dreht. Letzere gastiert gerade in Rom, als Budapest gegen Moskau aufbegehrt. Morettis Alter Ego beschäftigt die grosse politische Geschichte so sehr, dass er darob seine persönliche nicht mehr wahrnimmt: Seine Frau (einmal mehr Margherita Buy), die zudem Produzentin des Films im Film ist, will ihn verlassen; dann springt zu allem Übel auch noch der wichtigtste Financier (Mathieu Amalric) ab. Trotz aller Widrigkeiten geht die Geschichte, die grosse wie die kleine, weiter in eine strahlende Zukunft, untermalt von Liedern, die Moretti lauthals singt oder tanzend begleitet, von Fussballspielen und Seitenhieben auf die Produzenten von Netflix. Wenn auch etwas wehmütiger als früher ein typischer Moretti also. Kontinuitäten und Parallelen zum eigenen Werk deutet schon das Filmplakat an, das jenes von Caro Diario (1993) aufgreift: die Vespa wurde zeitgemäss mit einem Elektro-Trottinett ersetzt. Ein Muss für alle Moretti-Fans.
Émilien Gür