Röbi geht
Heidi Schmid, Christian Labhart, Schweiz, 2023o
Der einstige Sozialarbeiter Röbi hat Krebs und wird bald sterben. Im Lauf eines halben Jahres empfängt der 77jährige zusammen mit seiner Frau nochmals Freunde und Familie in seiner heimeligen Stube, hält Rückschau, erzählt seinen Enkeln Geschichten und spaziert mit dem Hund im Wechsel der Jahreszeiten am See. Die Kamera begleitet ihn bei seinen Begegnungen und beim beim Sinnieren über den Gang seines Lebens, das auch in Filmdokumenten aus der Familien- und Hippiezeit und aus langen Berufsjahren in den Sozialwerken von Pfarrer Sieber aufscheint.
Der einstige Sozialarbeiter Röbi Widmer und seine Frau Heidi haben im Leben Vieles richtig gemacht. Diesen Eindruck bekommt man zumindest, wenn man den beiden bei den Vorbereitungen auf den Tag zuschaut, an dem Röbi nicht mehr da sein wird: Der 77jährige hat Krebs und nur noch einige Monate zu leben. Nun lädt er Familie und Freunde einzeln noch einmal zu sich ein, hält Rückschau mit ihnen in der tannigen Stube, erzählt seinen Enkeln Geschichten, schreibt dann und wann ein Gedicht, herzt seine Frau, spaziert mit dem Hund. Mehr geschieht nicht im Dokumentarfilm von Heidi Schmid und Christian Labhart, und das ist genau richtig so. Denn das Sterben, so wirkt das, ist eine einfache Sache, wenn man mit sich und der Welt im Reinen ist. Die andern bekommen feuchte Augen, Röbi lächelt, drückt da und dort Hände, erzählt ganz gelassen, dass er wohl gehen müsse, wenn ihm die Krankheit zu sehr zusetze. Dazwischen sehen wir Dokumente aus Röbis und Heidis Hippiezeit mit ihren Kindern und aus ihrem lebenslangen Beruf unter Trinkern und anderen Gestrandeten in den Sozialwerken von Pfarrer Sieber: Momente der Ausgelassenheit, der Leichtigkeit und der Hingabe an ihre Sache, dazu feine Klaviermusik, stille Landschaftsbilder vom Wechsel der Jahreszeiten am See. Ein schlichter Film über einen leisen Grossen. Man kann sich gut vorstellen, wie sehr fehlt, seit er gegangen ist.
Andreas Furler