Air: Courting a Legend
Ben Affleck, USA, 2023o
Anfang der 1980er-Jahre ist Nike-Mitarbeiter Sonny Vaccaro davon überzeugt, dass seine Firma das aufstrebende Basketball-Talent Michael Jordan unter Vertrag nehmen sollte. Doch sein Boss, Nike-Gründer Phil Knight, ist skeptisch. Eine derartige Rekordsumme für einen jungen Spieler auf den Tisch legen, der noch keine einzige Minute in der Spitzenliga NBA gespielt hat? Doch Vaccaro hat grosse Pläne, will sogar einen eigenen Schuh für den Jungstar konzipieren. Und die Zeit drängt, baggert doch auch die deutsche Konkurrenz von Adidas an Jordan. Der ist sich noch nicht sicher, wo und ob er unterschreiben soll. Doch Vaccaro hat ein Ass im Ärmel: Er hat erkannt, dass Jordans Mutter Deloris der Schlüssel zu seinem Erfolg ist.
Seit ihrem postpubertären Geniestreich Good Will Hunting verspricht jeder Film, bei dem Matt Damon und Ben Affleck zusammenspannen, solides Storytelling und dreidimensionale Figuren mit losem Mundwerk. Tut auch noch Jason Bateman mit, der Hauptdarsteller der Geldwäscher-Serie Ozark, sind wir bereit, unsere Seele dafür zu verkaufen. Haben wir getan und uns nach verpasster Pressevorführung umgesehen auf einem der Portale voller halb- und illegaler Streamingware. Wir haben den Zweistunden-Pakt mit den Streaming-Teufeln nicht bereut: Air erzählt mit kämpferischen Kerlen, pointierten Dialogen und Zug vom Baseball-Talentscout Steve Vaccaro (Damon), der 1984 den Turnschuh-Hersteller Nike und dessen Gründer (Affleck) überzeugte, seine Werbebudget auf den Neuling Michael Jordan zu konzentrieren, und damit eine uramerikanische Erfolgsgeschichte für alle Beteiligten lostrat. Damon dominiert den Film mit seinem frechen Charme, Affleck be- und entschleunigt den Erzähfluss mit leichter Hand, und Nike macht den grossen Schnitt: Ganz gleich, was der Film über die Firma erzählt, der erneute Rummel um die Air Jordan ist gut fürs Geschäft.
Andreas Furler