La passagère
Héloïse Pelloquet, Frankreich, 2022o
Chiara lebt auf einer Insel an der Atlantikküste, wo ihr Mann Antoine aufgewachsen ist. Sie sind ein glückliches Paar. Chiara hat Antoines Beruf, das Fischen, erlernt und arbeitet seit 20 Jahren an seiner Seite. Die Ankunft von Maxence, einem neuen Lehrling mit grossbürgerlicher Herkunft und selbstsicherem Charme, bringt ihr Gleichgewicht und ihre Gewissheiten ins Wanken.
La passagère gehört zu jenen Filmen, die ganz und gar auf ihren Star zugeschnitten sind. In diesem Fall brilliert Cécile De France in der Rolle einer Fischerin, deren Liebschaften erzählt werden. Zunächst jene mit ihrem Mann (das ist der Anfang des Films: ein Paar, das zusammen arbeitet und sich liebt, tagsüber auf See, abends an Land), sodann die Affäre mit einem jungen Praktikanten, der bald in die Geschichte hineinplatzt. Am Ende des Tages bzw. des Films zeigt sich, dass Leidenschaften vergänglich sind, ebenso Freundschaften, während die Zärtlichkeit bleibt. Falls Ihnen diese Botschaft zusagt, geben Sie sie weiter, andernfalls: Vergessen Sie sie und behalten Sie nur im Gedächtnis, wofür sich dieser Film lohnt: Cécile De France. Die belgische Schauspielerin berührt und besticht in ihrer Rolle als verheiratete Frau, die sich dem Verlangen hingibt, das der charmante und freche bürgerliche Bengel bei ihr auslöst. Die schönsten Szenen des Films sind denn auch jene der körperlichen Liebe zwischen dem ungleichen Paar. Warum? Weil sie authentisch wirken und ohne die soziologische Schminke auskommen, die der Film sonst etwas dick aufgeträgt.
Emilien Gür