Sage homme
Jennifer Devoldère, Frankreich, 2023o
Der 19-jährige Leopold fällt bei der Aufnahmeprüfung zum Medizinstudium durch. Er beschliesst, in die Hebammenschule zu gehen und die Wahrheit vor seinem Umfeld zu verbergen, um später wieder in die Medizin quereinzusteigen. Während er sich ohne Überzeugung auf dieses ausschliesslich weibliche Milieu einlässt, verändert die Begegnung mit Nathalie, einer erfahrenen Hebamme mit leidenschaftlichem Charakter, seinen Blick auf diese faszinierende Welt und lässt seine Gewissheiten erschüttern.
Haben Sie den jungen Mann in der rosa Hebammenkluft auf den Plakaten und Szenenbildern von Sage homme gesehen? Und haben Sie sich auch gleich gedacht, dass sie sich eine weitere französische Komödie, die aus einer supersimplen Vorgabe krampfhaft komisches Kapital schlägt, wohl sparen können? Wir haben uns den Film dennoch angesehen und wurden angenehm überrascht: Zwar geht es erwartungsgemäss um einen jungen Mann, der nach versiebter Zulassungsprüfung zum Medizinstudium mit der Hebammenausbildung Vorlieb nehmen muss, mangels Motivation in diesem Frauenuniversum anfänglich gehörig aneckt und seiner Banlieue-Familie zudem noch ein echtes Medizinstudium vorgaukelt. Doch dann kommt es eben anders: Der Film und sein Held nehmen die Welt der Geburtshelferinnen unverhofft ernst, zeigen zwar mit Humor, doch zugeich realistisch und voller sprechender Details, was es heisst, inmitten der gnadenlos getakteten Spitalmaschinerie und ihrer Begleitbürokratie gebärenden Frauen und ihren Kindern beizustehen. Das Schönste dabei: Die Regisseurin webt eine ganze Reihe realer Geburten in den Spielfilm ein – ein Eisberg, wer da nicht öfters leer schluckt. Wunderbar bärbissig gibt zudem Karin Viard die Chefin des heranwachsenden Geburtshelfers. Und reift unser junger Schnösel letzten Endes doch relativ mühelos zum nützlichen Mitglied der Gesellschaft heran, so bereitet die wundersame Entwicklung doch filmisches Vergnügen. Es muss ja nicht immer alles eine Zangengeburt sein.
Andreas FurlerLe portrait du quotidien de l’hôpital riche en absurdités où l’administratif prime sur le médical. Autant de choses certes connues mais qu’il n’est jamais vain de rappeler surtout quand ces scènes sont incarnées par un comédien aussi juste et charismatique que Melvin Boomer (Le Monde de demain).
Thierry Chèze