Mon Crime
François Ozon, Frankreich, 2023o
Paris in den 1930er Jahren: Madeleine Verdier, eine mittellose und talentfreie junge Schauspielerin, wird des Mordes an einem Produzenten beschuldigt. Ihre beste Freundin, eine arbeitslose jungen Anwältin, verhilft ihr zum Freispruch wegen Notwehr. Es beginnt ein neues Leben voller Ruhm. Doch dann taucht unversehens eine Zeugin mit einer ganz anderen Version des Verbrechens auf.
Eine Boulevardkomödie nach MeToo: François Ozon hat einige Alt- und Jungstars des französischen Kinos in einem Pariser Vaudeville-Theater von 1930 zusammengebracht. Es geht um sexuelle Gewalt gegen Frauen, die Macht der Männer über die Justiz und den Einfluss der Medien auf gesellschaftliche Themen, alles verpackt in eine Handlung mit Hitchcock'schen Vorzeichen. Eine junge Schauspielerin, die nach einer versuchten Vergewaltigung fälschlicherweise des Mordes an einem Produzenten beschuldigt wird, nutzt ihre Rolle als falsche Schuldige und macht sich das Verbrechen zu eigen, für das sie vor Gericht steht. Die Verlegung der aktualitätsnahen Handlung in die Dämmerung der Goldenen Zwanziger hat neben hübschen Kostümen und Kulissen den Vorteil, dass das Gegenwärtige in die Ferne rückt und den Anti-Feministen von gestern und heute gleichzeitg der Garaus gemacht werden kann. Das Ganze wird mit einem gewissen Zynismus erkauft, der sich in der Auflösung zeigt. Sie suggeriert, dass jede Wahrheit, ob gut oder schlecht, mit Geld aufzuwiegen ist.
Emilien Gür