Becoming Giulia
Laura Kaehr, Schweiz, 2022o
Giulia Tonelli, Solotänzerin am Opernhaus Zürich, kehrt aus dem Mutterschaftsurlaub zurück. Schritt für Schritt findet sie die Balance zwischen der wettbewerbsorientierten und anspruchsvollen Welt einer Elite-Ballettkompanie und ihrem neuen Familienleben. Der Film taucht in den Mikrokosmos des grossen Opernbetriebs ein und wirft einen intimen und engagierten Blick auf die Reise einer Frau, die ihren Körper und damit sich selbst zurückerobert, um wieder auf der Bühne zu stehen.
Ballett bewegt sich in einer Sphäre der Poesie, der Verzauberung und der Unbeschwertheit – zumindest vom Publikumssaal her betrachtet. Für die TänzerInnen selbst ist es knallharte Arbeit, ein konstanter physischer und auch psychischer Druck, für den sie oft an ihre Grenzen gehen müssen, der jedoch einen grossen Teil ihrer Identität ausmacht. Becoming Giulia lässt uns ins Leben der Prima Ballerina des Zürcher Opernhauses, Giulia Tonelli, schauen, die noch eine Hürde mehr zu meistern hat: Nach einem Jahr Babypause kehrt sie ins Ensemble zurück. Nun muss sie Beruf und Familie, den Körper der Spitzentänzerin und den einer Mutter in eine neue Balance bringen und sich dabei selbst wieder finden. Ein einfühlsamer und sehr elegant geschnittener Dokumentarfilm, der am Zürich Film Festival 2022 den Publikumspreis gewann.
Till Brockmann