Tár
Todd Field, USA, 2022o
Lydia Tár hat es geschafft. Die begnadete Dirigentin hat sich in der von Männern dominierten klassischen Musikszene durchgesetzt und befindet sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Mit ihrem Orchester plant sie eine mit Spannung erwartete Einspielung von Gustav Mahlers Fünfter Sinfonie. Doch während der Proben gerät die Welt der Star-Dirigentin, die ihre humanistischen Anfänge längst hinter sich gelassen hat, ins Wanken.
Der amerikanische Regisseur Todd Field (Little Children) bearbeitet mit seiner Fabel von der Stardirigentin, die von ihrer eigenen Genialität berauscht ist, aktuelle Dauerbrenner wie Genderpolitik und Machtmissbrauch und erweitert die #MeToo-Debatte um eine weibliche Täterschaft. Der Film nimmt nach einer wortreichen, anspruchsvollen, doch bereits faszinierenden Anlaufstrecke Fahrt auf, weil im Zentrum eine darstellerisch gewohnt souveräne und charismatische Cate Blanchett als Taktgeberin agiert. Die Schlusspointe, mit der die Heldin am Ende ihrer Talfahrt wieder zu sich findet, wird dramaturgisch so diskret angelegt, dass sie zu etwas Nachdenken über den Verlauf der gesamten Handlung nötigt. Gut so!
Till BrockmannEs ist lange her, dass ein Film, ein echter Autorenfilm, das Publikum so sehr begeistert hat, dass eine fiktive Figur so viel Begeisterung und so viele Kommentare ausgelöst hat.
Murielle Joudet