The Son
Florian Zeller, Frankreich, GB, 2022o
Das Leben des erfolgreichen New Yorker Anwalts Peter mit seiner neuen Partnerin und dem gemeinsamen Baby gerät aus den Fugen, als Peters Ex-Frau unvermutet bei ihm läutet, weil sie mit ihrem gemeinsamen Sohn nicht weiter weiss: Der 17-Jährige ist nicht mehr der Sonnenschein seiner Kinderjahre und zieht allein durch die Strassen, statt zu Schule zu gehen. Peter nimmt den Jungen bei sich auf und glaubt alles zu tun, um ihn zurück auf die Erfolgsspur zu lotsen. Doch hat er die Grösse, zu anerkennen, dass sein Sohn anders ist als er?
Der Theater- und Drehbuchautor Florian Zeller erweitert sein meisterhaftes Kino-Regiedebüt The Father zum zweiten Teil einer geplanten Trilogie über familiäre Beziehungen. Er erzählt von einem erfolgreichen New Yorker Anwalt und entlaufenen Ehemann, der mit einer jüngeren Frau und Kleinkind neu angefangen hat, als die Exfrau unvermutet klingelt, weil sie mit dem gemeinsamen Teenagersohn nicht mehr weiter weiss. Der Vater nimmt den selbstquälerischen Jungen und notorischen Schulschwänzer in seine Zweitfamilie auf. Aus dieser Exposition entwickelt Zeller eine herzzerreissende Chronik väterlicher Fürsorglichkeit und schlechten Gewissens, die mit besten Absichten Unheil anrichten. Kurz: Der Inbegriff eines menschlichen Dramas, für das es erkennbare Gründe und keine echten Schuldigen gibt. Väter und Mütter werden ohne Taschentuch kaum durch diesen Film kommen, am Finale hat sich die angelsächsische Kritik, die elterliches Bemühen gern belohnt sieht, wundgeschrieben. Doch man setzt sich dieser Reinigung der Gefühle mit Gewinn aus.
Andreas Furler