The Curse
Maria Kaur Bedi, Satindar Singh Bedi, Schweiz, 2022o
Es ist die grosse Liebe zwischen Maria aus der Schweiz und Satindar aus Indien. Doch mit aller Macht drängt sich der Alkohol wie ein böser Dämon zwischen die beiden. Ihr gemeinsames Ringen mit Satindars Sucht, ihre Verzweiflung und Wut hält der Film in fulminanten assoziativen Bildern fest. Das Paar konfrontiert sich schonungslos ehrlich, doch stets getragen vom unerschütterlichen Glauben an die Kraft ihrer Liebe.
Stellen wir eines gleich klar: The Curse ist kein weiterer Dokumentarfilm "über" Alkoholismus, der versucht, das heikle Thema filmisch sauber abzuhandeln. Im Gegenteil, die Thematik sprengt fast den Rahmen des Films, der genauso in den Rausch gerät wie seine Protagonisten. Letztere hört man zwar, doch ausser Schatten oder Silhouetten sieht man nichts von ihnen: die Filmemacher Maria Kaur Bedi und Satindar Singh Bedi. Das Paar hat einen herausfordernden, an die Abstraktion grenzenden Essay geschaffen, der in einem sehr realen Schmerz wurzelt: Die Regie führende Protagonistin ist in einer Beziehung gefangen, in der alles vom Alkohol abhängt; ihr Co-Regisseur und Lebenspartner fühlt sich nur in den Peinigungen lebendig, die der Alkohol seinem Körper zufügt. Ein Voice-over erzählt die Liebesgeschichte der beiden: schön und vergiftet zugleich, verzweifelt und hoffnungsvoll, monströs und doch menschlich. Auf der Leinwand sind verschwommene und verwischte Bilder, unbestimmte Menschen und Landschaften zu sehen, als ob auch wir alles nur durch den Filter des Rauschs wahrnehmen würden. Der Film durchläuft alle Etappen der Beziehung und wirft dabei Fragen auf, ohne sie lösen zu wollen. Darin steckt seine Bescheidenheit und zugleich seine Grösse.
Émilien Gür