El agua
Elena López Riera, Spanien, Schweiz, 2022o
Es ist Sommer, und Ana träumt davon, ihr kleines spanisches Dorf zu verlassen. Die Atmosphäre ist elektrisierend: Wegen eines Sturmes droht der Fluss über die Ufer zu treten. Im ganzen Dorf wird ein alter Glaube wie eine Litanei wiederholt: Mit jeder Flut würden dazu prädestinierte Frauen verschwinden. Gerade als sich Ana zum ersten Mal verliebt, bricht der Sturm aus.
In der spanischen Pampa verbringen Jugendliche einen über weite Strecken ereignislosen Sommer. Sie hängen an einem (ziemlich unromantischem) Fluss herum, necken sich, flirten, erzählen Unsinn und rauchen Zigaretten. Die schöne Ana findet jedoch nun ihre erste Liebe. Sie ist wie ihre Mutter eine emanzipierte, moderne junge Frau und trotzdem bleibt sie in atavistischen lokalen Mythen gefangen. Besonders jenen, die den Segura-Fluss betreffen, der Lebensader und Bedrohung zugleich ist: Wenn er sich in eine Frau verliebt, lockt er sie ins Wasser und gibt sie nicht wieder her – so sagt man. Die in der Schweiz lebende spanische Regisseurin Elena López Riera entwirft ein unkonventionelles, mit ethnografischer Präzision bestücktes, doch zugleich poetisches Provinzporträt, das gewandt zwischen sachlichem Realismus und einer Dimension des Wunderlichen oszilliert.
Till Brockmann