6 Días en Barcelona
Neus Ballús, Spanien, 2021o
Moha, Valero und Pep arbeiten als Installateure in Barcelona. Moha absolviert gerade eine einwöchige Probezeit, um Pep abzulösen, der kurz vor der Pension steht. Trotz seiner Schüchternheit kommt Moha erstaunlich gut mit den Kunden zurecht – nur Valero hat ein Problem mit Mohas marokkanischer Abstammung. Die gemeinsame Woche reicht vielleicht nicht, um Freunde zu werden. Es ist aber Zeit genug, um zu merken, dass es nur gemeinsam geht.
Es wäre für die Regisseurin Neus Ballús ein Leichtes, aus dem ungleichen Protagonistenpaar ihres Films ein Wohlfühl-Buddy-Movie zu machen, an dessen Ende sich die beiden in den Armen liegen. Doch so einfach macht sie es sich und uns nicht. Vielmehr zeichnet die 43-jährige Katalanin, die sich schon mit ihrem Erstling The Plague 2013 für den Europäischen Filmpreis nominiert wurde, mehrschichtige Figuren, denen sie mit wohltuender Nüchternheit begegnet. Selbst die skurrilsten Kundiinnen, in deren Wohnungen die Installateure landen, scheinen fest in der Wirklichkeit verwurzelt. Das Rückgrat dazu liefern realistische Dialoge, deren unbeschwerte Ehrlichkeit nicht nur für Lacher sorgt. Das Voiceover, das seine didaktische Funktion mit krampfhafter Poesie übertüncht, überhört man ob solcher Qualitäten gern.
Léon Hüsler