L'art du silence
Maurizius Staerkle-Drux, Schweiz, 2022o
Marcel Marceau begeisterte als Pantomime Generationen. In jungen Jahren vom Zweiten Weltkrieg überrollt, schloss er sich der französischen Résistance an und schmuggelte jüdische Kinder in die Schweiz, denen er beibrachte, sich nur mit Gesten und Mimik auszudrücken. So fand er zu seiner einzigartigen Kunstform, die er ab 1945 auf den Theaterbühnen der Welt perfektionierte. Der Dokumentarfilm rollt das Leben des Jahrhundertkünstlers auf, bringt uns seine schillernde Persönlichkeit und seine zeitlose Kunst nahe, von der auch heutige Künstler auf seinen Spuren grossartige Kostproben geben.
Wer glaubt, Pantomime sei eine Kunstform von gestern, wird durch diesen Dokumentarfilm über den französischen Jahrhundert-Virtuosen Marcel Marceau (1923 – 2007) schlagend eines Besseren belehrt. Mit Hilfe zweier Töchter (und exzellenter Erzählerinnen), eines Enkels in seinen Fussstapfen und neuerer Vertreter der expressiven Gebärdenkunst zwischen Theater und Tanz rollt der Schweizer Regisseur Staerkle-Drux auf, wie der jüdische Metzgerssohn aus Strassburg 17-jährig in den Krieg verwickelt wurde, 19-jährig zur Résistance stiess, wo er Hunderte jüdische Kinder rettete, und wie er von der Nachkriegszeit bis in die 1990er Jahre eine Weltkarriere mit einem Millionenpublikum und 300 Auftritten pro Jahr aufbaute. Nahtlos fügen Staerkle-Drux und seine Cutterin Tanja Stöcklin dabei Splitter aus Marceaus Schaffen und Belege für seine phänomenale Körperbeherrschung in den Erzählfluss ein – im Zusammenspiel mit der starken Kameraarbeit ein weiteres Beispiel für den handwerklichen Weltrang des Schweizer Dokumentarfilm-Schaffens.
Andreas Furler