Drive My Car
Ryusuke Hamaguchi, Japan, 2021o
Der Schauspieler und Theaterregisseur Yūsuke Kafuku hat vor zwei Jahren seine Ehefrau Oto, eine Drehbuchautorin, verloren. Obwohl er diesen persönlichen Schicksalsschlag noch nicht verarbeitet hat, erklärt er sich dazu bereit, bei einem Theaterfestival in Hiroshima das Tschechow-Stück "Onkel Wanja" zu inszenieren. Dort trifft Kafuku auf Misaki, die ihm als Fahrerin zugeteilt wird. Die zurückhaltende junge Frau chauffiert ihn fortan in seinem roten Saab 900 zur Arbeit und zurück. Auf ihren gemeinsamen Fahrten beginnen sie sich zögerlich ihrer Vergangenheit zu stellen.
Praktisch unbemerkt von der Weltöffentlichkeit macht der japanische Autorenfilmer Ryûsuke Hamaguchi seit zwanzig Jahren hintergründige Filme über urbane junge Paare, ihre Freundeskreise und deren Krisen. Mit dem Doppelgänger-Melo Asako I & II schaffte er es 2018 in den Wettbewerb von Cannes und wurde erstmals auch im Westen wahrgenommen; die Murakami-Verfilmung Drive My Car ist eine weiterer Quantensprung. Ähnlich wie in den Filmen von Hamaguchis berühmterem Landsmann Hirokazu Kore-eda (Shoplifters) werden die Verluste und andere Verletzungen eines angejahrten Künstlers und einer ungebildeten, aber klugen jungen Frau mit Feingefühl, Tiefe und phantastischen SchauspielerInnen vor Augen geführt. Das wirklich Grossartige an dieser sanften Erzählung ist jedoch ihre Unabsehbarkeit und der Reichtum an Anspielungedn, die sich während 179 Minuten zu einem Geflecht voller kleiner Überraschungen verweben. Keine davon ist zuviel.
Andreas FurlerBeim Lesen können einem die esoterisch anmutende Philosophie und die mystische Erotik von Haruki Murakami auf die Nerven gehen. Ryusuke Hamaguchi hingegen inszeniert die Geschichte dieser Freundschaft schnörkellos, tief empfunden und kitschfrei.
Denise BucherDas Beeindruckende an diesem Film ist, dass er zwar stellenweise ganz schön melodramatisch ist, dabei aber stets glaubwürdig bleibt. Dies dank hervorragender Dialoge und Schauspielleistungen, vor allem aber wegen des ironischen Untertons. So wird das Geschehen immer wieder durch die Bühneninszenierung kommentiert. Und als es bald zu viel wird mit melancholischen Männern, die über die Unergründlichkeit von Frauen brüten, gibt es zum Glück die Fahrerin, die Kafuku auf den Boden der Tatsachen zurückholt. An den letzten Filmfestspielen von Cannes wurde «Drive My Car» übrigens für das beste Drehbuch ausgezeichnet.
Gregor SchenkerAutour du deuil, de la parole vraie, de l'écoute et de la création artistique, Drive My Car de Ryûsuke Hamaguchi fait naître des moments de cinéma d’une grâce absolue. Une merveille de film.
Anne-Claire CieutatLe Japonais Ryusuke Hamaguchi embarque un metteur en scène et sa chauffeuse dans une Saab rouge et signe un film éblouissant sur le deuil et le pouvoir des mots.
Céline RoudenScrutant comme personne les relations humaines et les rapports amoureux, Hamaguchi nous fait chavirer avec son sens de la mise en scène, chaque plan s’avérant ciselé, émouvant et éblouissant, et servi à merveille par de magnifiques comédiens - mention spéciale à la jeune Toko Miura, qui campe avec une étonnante justesse l’intrigante Misaki.
La Rédaction