¡Átame!
Pedro Almodóvar, Spanien, 1989o
Frisch aus der Psychiatrie entlassen, macht sich der jungen Maniac Ricky wieder an das Ex-Porno-Starlet Marina heran, mit dem er einst eine Nacht verbracht hat. Auch der alternde Regisseur von Marinas aktuellem Film schwärmt für sie aus dem Rollstuhl heraus, doch Ricky entführt die Schauspielerin kurzerhand in seine Wohnung, um ihre Liebe zu erzwingen.
Nach dem Komödienhit Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs, der ihm den internationalen Druchbruch bei einem breiten Publikum brachte, kehrte Pedro Almodóvar mit Atamé! 1989 in die dunkleren Gefielde seiner frühen Campfilme über unkontrollierbare Begierden zurück und erzählte von einem Ex-Porno-Starlet, das von einem alternden Regisseur aus dem Rollstuhl heraus belagert und von einem irren jungen Verehrer in seine Wohnung verschleppt wird. Den Regisseur besetzte er mit dem Buñuel-Altstar Francisco Rabal, den irren Verehrer mit seiner männlichen Muse Antonio Banderas, das Starlet mit seiner neuen Favoritin Victoria Abril, von der das (unvermeidliche) Gerücht ging, sie habe sich durch die spanische Filmindustrie hochgeschlafen. Noch anrüchiger: Almodóvar weigerte sich wie eh und je, das aberwitzige, mitunter auch gewalttätige Verhalten seiner Figuren moralisch zu taxieren und zeigte eine Frau, die sich mit einer undurchschaubaren Mischung von Listigkeit und Lust in das Regime ihrer Entführers fügt. Das Resulat ist ein frenetische schwarze Komödie mit Abstechern ins Thriller- und Melogenre fernab jeder politischen Korrektheit. Almodóvar griff die Figurenkonstellation 1997 noch einmal auf und machte daraus mit Rabals Enkel Liberto in der Hauptrolle sein Meisterwerk Carne tremula.
Andreas Furler