Memento
Christopher Nolan, USA, 2000o
Leonard Shelby hat bei einem Unfall sein Kurzeitgedächtnis verloren. Zwar weiß er, wer er ist, doch er kann sich keine Namen, keine Begegnungen länger als ein paar Minuten merken. Sein Leben besteht aus einem Berg Notizen, Fotos und Tätowierungen, mit denen sein Körper übersät ist. Der Film beginnt mit einem Mord, festgehalten auf einem Polaroid. Der einzige Hinweis, dass Shelby den Mord begangen hat. Ein Mann ohne Gedächtnis kann von seiner Umwelt leicht missbraucht werden. Shelby versucht aus dem Wirrwarr von Notizen und Fotos das Geschehen zu entschlüsseln. Wenn er vor dem Spiegel steht, sieht er die Tätowierung: Finde den Mörder deiner Frau. Töte ihn.
Das Kino ist Christopher Nolan für „Memento“ zu Dank verpflichtet. Nicht nur, weil das Jahr 2001 ansonsten – abgesehen von „Die fabelhafte Welt der Amélie“ – arm an filmischen Höhepunkten war, sondern auch, weil er demonstriert, dass formale Kühnheit mehr als kalkulierter Selbstzweck sein kann. An einem Moment der Filmgeschichte, an dem sich die visuellen Gestaltungsmöglichkeiten zunehmend von der inhaltlichen Substanz abgelöst haben, zeigt „Memento“ mit Nachdruck, dass Stil Sinn macht.
René Classen