Shalom Allah
David Vogel, Schweiz, 2019o
Aïcha, Johan und das Ehepaar Lo Manto haben einen Schritt in ihrem Leben getan, der viele in ihrem Umfeld verstört. Sie haben das muslimische Glaubensbekenntnis abgelegt. Damit beginnt ihre Verwandlung. Oder bildet sich der Filmemacher David Vogel das nur ein? Je länger er seine Protagonisten begleitet, desto mehr fühlt er, dass er seine eigene jüdische Vergangenheit nicht ignorieren kann.
Warum konvertieren Leute in der heutigen Schweiz zum Islam, auferlegen sich einschränkende Regeln und Rituale? Der atheistische jüdische Radiojournalist David Vogel begleitet eine Berner Familie, eine Zürcher Studentin und einen Lausanner Thaibox-Fan und stöbert in seiner eigenen religiösen Vergangenheit. Die Gegenläufigkeit der Lebenswege zeigt die grundsätzliche Ähnlichkeit jeder Orthodoxie, und Vogels behutsame, primär beobachtende Annäherung an seine ProtagonistInnen macht Lebenskrisen als Glaubenstreiber aus, doch auch den Halt und die innere Ruhe, die manche in der religiösen Praxis finden, das Hadern anderer mit rigiden Vorschriften. Am Ende steht neben einem gehörigen Rest Unbegreiflichkeit die Hoffnung auf eine gemässigte Religiosität, die auch das Revidieren von Überzeugungen zulässt: vielleicht einen Tick zu optimistisch und übervorsichtig im Anbringen kritischer Einwände, doch aufschlussreich und subtil gemacht.
Andreas Furler