Romeo und Julia auf dem Dorfe

Valerien Schmidely, Hans Trommer, Schweiz, 1941o

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Als Kinder haben sie zusammen gespielt, als junge Leute haben sie sich ineinander verliebt. Aber die Bauernkinder Vreneli Marti und Sali Manz dürfen nicht zusammenkommen, weil ihre Väter im Zwist liegen. Ein kleines Stück steiniger Acker ist der Anlass zum Streit, dem zwei Familien zum Opfer fallen.

Diese Verfilmung der berühmten Novelle von Gottfried Keller – der seinerseits Shakespeares Liebesdrama auf die bäuerische Schweiz des 19. Jahrhunderts übertrug – gilt als einer der ungewöhnlichsten und poetischsten alten Schweizer Filme und war lange Zeit nur noch in zerschlissenen Filmkopien zu sehen. Nach fünfjähriger Arbeit liegt nun endlich die restaurierte und digitalisierte Fassung vor und erweist sich als Offenbarung, über die man dennoch auch schmunzelt: Wie zaghaft Margrit Winter und Erwin Kohlund als Titelpaar agieren, wie theatralisch der ruinöse Konflikt ihrer Väter, die sich ob einer Ackergrenze verkrachen, in Szene gesetzt wird, vom hölzernen Spiel eines symbolhaften Landstreichers, der düstere Prophezeiungen macht, ganz zu schweigen. Dennoch brennen sich der alte Film und seine neue Bildpracht ins Gedächtnis ein: Bezaubernd, wie sich Romeo & Julia alias Sali & Vreneli zu einem fernen Waldfest absetzen, wo sich niemand an ihrer Liebe stört, und sich mit den einfachen Leuten und fahrenden Musikanten treiben lassen. Grossartig die nächtliche Polonaise der Festenden über Land und Flur, an deren Ende sich das Heldenpaar unversehens wieder allein sieht und sich nicht anders zu helfen weiss als mit einer letzten Flussfahrt auf einem heubeladenen Weidling. Unvergesslich schliesslich, wie dieser Nachen der Liebe und des Todes den Fluss hinunter und in den Morgen hineintreibt. Unübersehbar stand der poetische Realismus des französischen Kinos jener Jahre Pate beim hinreissenden Silberschimmer dieser ersten grossen Nachtszenen in der Geschichte des Schweizer Films. Fappierend schliesslich auch der elegische Fatalismus der Geschichte: Müssen, mussten Vreneli und Sali wirklich so enden? Dass es geschieht, spricht Bände über den Konformitätsdruck, der auf den jungen Leuten jener Zeit lastete.

Andreas Furler

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Filmdateno

Synchrontitel
Romeo und Juliet in the Village EN
Genre
Drama
Länge
102 Min.
Originalsprache
Deutsch
Bewertungen
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ØIhre Bewertung7.2/10
IMDB-User:
7.2 (80)
Cinefile-User:
< 10 Stimmen
KritikerInnen:
< 3 Stimmen q

Cast & Crewo

Margrit WinterVreneli Marti
Erwin KohlundSali Manz
Emil Gerberder schwarze Geiger
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