Easy Street
Charlie Chaplin, USA, 1917o
Heillos überfordert von den Zuständen in "Easy Street", wo der Mob Polizisten verprügelt und ein riesenhafter Finsterling die Macht an sich gerissen hat, sucht die Polizei neue Kräfte. Der frisch bekehrte Landstreicher Charlie meldet sich und wird ahnungslos an den Krisenherd abkommandiert, wo er den Kampf mit dem Riesen besteht und zum Wohltäter avanciert, indem er das Gesetz seinerseits ziemlich frei auslegt.
Wie viele Slapstick-Komödien der 1910er Jahre überzeichnet "Easy Street" die Zustände in den ärmlichen Einwandererquartieren der amerikanischen Städte jener Zeit, in denen die Armut zur Kleinkriminalität zwang und die Ordnungshüter im Kampf mit dem Faustrecht einen schweren Stand hatten. Doch während in den simpel gestrickten, ungemein erfolgreichen Deppen-Komödien eines Mack Sennett, den legendären Keystone-Cops, die rudelweise auftretenden Polizisten primär an ihrer eigene Idiotie scheitern, stattet Chaplin seinen Antihelden auf verlorenem Posten mit Improvisationstalent und hochpräzis choreographierten Gesten und Gags aus. Wunderbar zudem, wie frei der unheroische Gesetzeshüter das Gesetz seinerseits auslegt und wie er jedes Mal selbst der Tücke der Objekte erliegt, kaum will sich er auf seinen Lorbeeren ausruhen.
Andreas Furler