Le grand blond avec une chaussure noire
Yves Robert, Frankreich, 1972o
Eine Fraktion des franzöischeen Geheimdienstes verkauft einem rivalisierenden Block einen harmlosen Geiger als durchtriebenen Spion. Der Musiker gerät dadurch ins Kreuzfeuer, da ihn beide Seiten überwachen und abwechselnd beschützen oder beseitigen wollen – während er selbst nicht ahnt, was gespielt wird. Kommt hinzu, dass der Musiker seinen besten Freund mit dessen Frau betrügt und die Agenten eine fatale Blondine auf ihn ansetzen.
In cinephilen Kreisen stösst man hin und wieder auf erklärte FeindInnen der «comédie française». Sie attestieren diesem lukrativsten Zweig der französischen Filmindustrie meist einen Hang zu Übertreibung, der sich in Grimassieren, allseitiger Hysterie und repetitiven Gags niederschlage. Man nickt zustimmend und denkt zugleich: Ist es in Deutschland, Italien oder der Schweiz anders? Populäre Komödien leben von der Übertreibung nationaler Eigenheiten und sind deshalb nur selten Exportschlager. Doch es gibt Ausnahmen. Der grosse Blonde mit dem schwarzen Schuh war 1973 in halb Europa ein Hit und lief auch in den USA trotz frankophober Kritiken gut. Und: Der Film funktioniert noch immer. Woran das liegt? Zunächst an der simplen, aber ergiebigen Idee, dass eine Fraktion im französischen Geheimdienst einem rivalisierenden Block einen harmlosen Geiger als durchtriebenen Spion verkauft, worauf sich beide Fraktionen mit der Überwachung und Überinterpretation ihres Opfers überbieten – während dieses vollkommen ahnungslos durch das entfesselte Intrigenspiel geht. Zudem, und das ist der eigentliche Clou, lebt die schwerelose Burleske von der Zurückhaltung, die der Regisseur, Yves Robert, seiner Besetzung auferlegt: Die Agenten spielen alle mit eiserner Mine, die Komik ergibt sich primär aus den ad absurdum geführten Spionagefilm-Klischees, die visuell einfallsreich stilisiert und ironisiert werden. Auch Pierre Richard als der arglose Biedermann im Auge des Zyklons hält sich bis auf wenige Grand-Guignol-Einlagen an diese Vorgabe. Er wurde mit diesem Film zum Star, die "comédie à la françise" zu seinem Schicksal. Es war nicht immer leicht.
Andreas Furler