Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.
Richard Dindo, Niklaus Meienberg, Schweiz, 1976o
Ernst S. war der erste von insgesamt 17 Männern, die in der Schweiz zwischen 1942 und 1944 wegen Landesverrats hingerichtet wurden. Sein Vergehen: Er hatte zwei Mal Munition der Schweizer Armee entwendet und für ein paar hundert Franken an den deutschen Geheimdienst verkauft. Seine Geschichte warf in der Schweiz hohe Wellen, als der Journalist Niklaus Meienberg 1974 seine Reportage «Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.» veröffentlichte und Regisseur Richard Dindo einen Dokumentarfilm über den Fall drehte.
«Die Kleinen hängt man, die Grossen lässt man laufen»: Diese These wird aufs Schönste illustriert von der Geschichte des Ernst S., die der wegweisende Dokumentarfilm von Niklaus Meienberg und Richard Dindo aufrollt. Ein wichtiges und haarsträubendes Stück helvetische Vergangenheitsbewältigung, in dem die Aussagen der Angehörigen von Ernst S. gleich viel Gewicht erhalten wie die Erkenntnisse des Historikers Edgar Bonjour. Ist es Zufall oder Schicksal, dass der Loser Ernst S. dasselbe Lieblingslied hatte wie der Dällebach Kari? (Auszug)
Michel BodmerDer Dokumentarfilm, an dem der Schriftsteller Niklaus Meienberg entscheidend mitgearbeitet hat, liest das Schicksal des jungen Mannes auf der Folie seiner subproletarischen Lebensverhältnisse und versteht sich als Beitrag zur Korrektur der offiziellen Geschichtsschreibung der Schweiz.
Redaktion