Modern Times
Charles Chaplin, USA, 1936o
Vergeblich versucht der Tramp, die unzähligen Schrauben anzuziehen, die auf dem Fliessband im schnellen Tempo an ihm vorbeiziehen. Wiederholt fällt er aus dem Takt und bringt damit die scheinbar perfekt funktionierende Maschinerie zum Erliegen. Der Mensch verkommt in diesem Film zum hilflosen Rädchen in einem übermächtigen Getriebe. Bei seinem letzten Auftritt als Tramp kämpft Chaplin mit dem für seine Figur typischen Slapstick gegen die Tücken der modernen Zeit. Fünf Jahre Planung und Drehzeit steckte er in seine kritische Satire über die Industrialisierung und schuf gleichzeitig den (beinahe) stillen Abschied einer der populärsten Figuren der Filmgeschichte.
Der Film ist ein grosser Spass und stimmige Unterhaltung, obwohl er stumm ist. Das ist der alte Chaplin in Bestform. Modern Times ist ein Ein-Mann-Film, so weit das nur möglich ist. Chaplin als Produzent, Hauptdarsteller, Autor, Komponist und Regisseur steht und fällt mit seinem Film. Er vermeidet nicht nur den Absturz, vielmehr scheint Chaplin neue Höhen zu erklimmen, wenn es um das Erzeugen von lauten Lachsalven geht.
Abel Green1936 einen Film zu produzieren, in dem es zwar Toneffekte gibt, der aber sonst noch wie ein Stummfilm funktioniert, war ein Wagnis, das sich dann aber doch als Erfolg erwies. Als der Tonfilm schon längst nicht mehr bloss ‹talkie› war, da hat Chaplin noch einmal, zum letzten Mal, den Stummfilm gefeiert.
Rainer Rother