In the Mood for Love
Wong Kar-wai, Sonderverwaltungszone Hongkong, China, 2000o
Die melancholische Geschichte der Liebe zwischen einer Frau und einem Mann, die im selben Gebäude wohnen und eines Tages herausfinden, dass ihre Ehepartner eine Affäre miteinander haben. Immer häufiger begegnen sich die beiden in ihrem Alltag, bis sie feststellen, dass sie nicht nur die Einsamkeit in der Ehe teilen.
Ein berückender Film über ein Nichts an Handlung, beziehungsweise über die unausgelebte Liebe, in die sich zwei Nachbarn, ein einsamer Ehemann und eine einsame Ehefrau, im Hongkong von 1962 hineinsteigern, nachdem sie herausgefunden haben, dass ihre Ehepartner nicht bloss geschäftehalber dauernd abwesend sind. Die beiden Treulosen bekommt man nie zu Gesicht; stattdessen schlüpfen die Betrogenen in deren Rollen, indem sie sich vorstellen und nachzuspielen anfangen, wie eine derartige Affäre wohl angefangen haben könnte. Natürlich keimen bei diesen Rollenspielen allmählich echte Gefühle, doch die Liebenden bleiben befangen, und die Kamera vermittelt mit klaustrophobischer Nähe und Blicken durch Gucklöcher ihr Gefühl, von argwöhnischen Nachbarn beobachtet zu werden. Nach Wong Kar-wais freizügigen früheren Filmen zeigt In the Mood for Love kaum ein entblösstes Bein , umso erotischer schmachten die Bilder. Leuchtend auferstehen die Kleider und Farben der 60er Jahre, in reiner Anmut traumwandeln Maggie Cheung und Tony Leung zu trauernden Geigen und schmeichelnden Rumbas durch enge Korridore und Treppenhäuser. Erotik bedeutet in diesem Fall: Licht, Farben, Bewegung, Musik und Rhythmus, all das, was den Schmelz des Kinos ausmacht.
Andreas Furler