Zwei zu Eins
Natja Brunckhorst, Deutschland, 2024o
Das ostdeutsche Halberstadt im Sommer 1990. Maren, Robert und Volker kennen und lieben sich seit ihrer Kindheit. Zufällig finden sie in einem alten Schacht die Millionen der DDR, die dort eingelagert wurden, um zu verrotten. Die drei schmuggeln Rucksäcke davon heraus. Gemeinsam mit ihren Freunden und Nachbarn entwickeln sie ein ausgeklügeltes System, um das inzwischen wertlose Geld in Waren zu tauschen und den anrauschenden Westlern ein Schnippchen zu schlagen.
Bei der Liquidierung der DDR konnten die «Ossis» ihr Geld bis zum 1. Juli 1990 im Verhältnis 2:1 in D-Mark umtauschen – grob gesagt, faktisch kam die Regelung den neuen BundesbürgerInnen mehr entgegen. Doch freies historisches Fantasieren ist das komische Prinzip und die Hypothek dieses Films, der zum beliebten deutschen Genre der DDR-Nostalgiekomödie zählt. Der Grundeinfall ist bestechend: Die deutsche Schauspielerin Natja Brunckhorst fragt sich bei ihrer zweiten Drehbuch- und Regiearbeit, was mit dem Papiergeld geschah, das die DDR nach dem Mauerfall nicht etwa verbrannte, sondern bei Halberstadt einbunkerte. Eine unbekannte Menge dieses Geldes, das ist verbürgt, wurde geklaut; was die Diebe vor und nach dem 1. Juli 1990 damit machten, weiss kein Mensch. Ab da spinnt der Film die Geschichte komödiantisch weiter, indem er behauptet, dass eine ganz gewöhnliche DDR-Bürgerin (Sandra Hüller), ihr Freund (Max Riemelt) und ihr Exfreund (Ronald Zehrfeld) kurz vor Ablauf der Umtauschfrist einen Bunkerwärter bestachen und die geklaute Kohle in ihrer Wohnsiedlung verteilten, worauf die Ossis bei windigen Westlern Mikrowellen und Stereoanlagen wie wild kauften und teils für harte Westmark wieder verscherbelten. Über diese amüsante, der Ostlerseele wohltuende Pointe kommt die Story leider kaum hinaus. Das Liebestrio und seine Sprösslinge bleiben ein vages Konstrukt, dem sentimentale statt witzige Szenen gewidmet werden, seine Fluchten aus dem Bunker sind räumlich uninspiriert inszeniert und die nachgereichten Drehbucheinfälle über die um sich greifende Gier, die Einbindung von Ex-DDR-Funktionären in den Schwindel sowie den Kauf eines maroden Volksbetriebs bleiben unausgegoren. Gerettet wird der Film ironischerweise von starken NebendarstellerInnen. Sie sind, mit dem DDR-Slang jener Tage, «das Volk»: so beherzt und lebensecht ramponiert, dass man sich bisweilen Untertitel wünschte, um ihr sächsisches Genuschel zu verstehen.
Andreas Furler