If Only I Could Hibernate
Zoljargal Purevdash, Frankreich, Mongolei, 2024o
Ulzii, ein armer, aber stolzer Teenager, lebt mit seiner Familie in einem Jurtenviertel von Ulaanbaatar. Er ist ein Physikgenie und fest entschlossen, einen Wissenschaftswettbewerb zu gewinnen, um ein Stipendium zu erhalten. Als seine Mutter einen Job auf dem Land findet, überlässt sie ihn und seine jüngeren Geschwister dem strengen Winter. Ulzii muss einen riskanten Job annehmen, um für sie alle zu sorgen und sein Haus zu heizen.
Dem halbwaisen Teenager Ulzii, seiner Mutter und seinen drei kleinen Geschwistern fehlt es an allem: an Kohle, um die Jurte in einem Armenviertel von Ulan Bator zu beheizen, an Geld, an Perspektiven, manchmal sogar am Familienzusammenhalt, weil die Mutter trinkt und es oft Streit gibt. Der einzige Hoffnungsschimmer ist die schulische Begabung Ulziis, der in Physik sogar an nationalen Wettbewerben Preise gewinnt. Doch die Zeit für das Studium wird immer knapper, da er arbeiten muss, um die Geschwister durchzubringen – eine Zwickmühle. Das Bild, dass die junge Regisseurin Zoljargal Purevdash in fast ethnografischem Stil von ihrer mongolischen Heimat abgibt ist rau, realitätsnah und in dem Sinn auch erschreckend. Trotzdem gibt es immer wieder Momente grosser Menschlichkeit, zudem sorgt eine nüchterne und doch elegante Dramaturgie der Tatsachen dafür, dass man gar nicht erst auf die Idee kommt, irgend jemanden zu stigmatisieren. Bezeichnend auch die Szene, in der Ulziis Familie dank einem Regierungsprogramm einen Partikelfilter für den Kohleofen bekommt – Ulan Bator gehört zu den Städten mit der katastrophalsten Luftqualität weltweit: Sie können ihn gar nicht ausprobieren, denn er benötigt Strom, welcher der Familie grad abgestellt wurde, und Kohle haben sie sowieso keine.
Till Brockmann