Àma Gloria
Marie Amachoukeli, Frankreich, 2023o
Die sechsjährige Cléo lebt mit ihrem Vater in Paris. Seit dem Tod ihrer Mutter kümmert sich die kapverdische Nanny Gloria um das lebhafte Mädchen. Cléo liebt sie über alles und in ihren Armen findet sie Schutz und Geborgenheit. Doch als Glorias Mutter stirbt, kehrt sie in ihre Heimat zurück, um sich um ihre eigenen Kinder zu kümmern. Die bevorstehende Trennung ist für beide sehr schmerzhaft und deshalb lädt Gloria Cléo für einen letzten gemeinsamen Sommer auf die Kapverden ein.
"Àma" heisst auf Portugiesisch Amme oder Nanny, und Gloria gehört zu jenen Frauen, die diesen Beruf so ausüben, als wäre das betreute Kind ihr eigenes. Die Zuneigung ist gegenseitig, die sechsjährige Cléo, die bei ihrem alleinerziehenden Vater in Paris aufwächst, liebt ihre Ersatzmutter über alles. Die innige Nähe zwischen Nanny und Cléo wirkt authentisch wie in einem Dokumentarfilm, entsprechend anrührend sind die Nahaufnahmen des versunken schauenden, weinenden oder herumtollenden Mädchens. Das Drama dahinter entwickelt sich schleichend, als man realisiert, dass Gloria, wie so viele ihrer Berufsgenossinnen, eigene Kinder hat, die derweil ohne sie auskommen müssen. Als ihre Mutter stirbt, kehrt Gloria in ihre kapverdische Heimat zurück und nimmt Cléo für ein paar letzte Ferienwochen mit. Dass dieser Film einem nahegeht, hat auch damit zu tun, dass die französische Regisseurin damit eigene Verlust-Erfahrungen verarbeitet: Sie selber ist bis sechs mit einer Amme aufgewachsen – und erinnert eindringlich an die vielen Frauen, die als Kinder anderer aufziehen, um die eigenen ernähren zu können.
Kathrin Halter