Jeanne du Barry
Maïwenn, Frankreich, 2023o
Jeanne Vaubernier, ein Mädchen aus dem Volk, nutzt ihre Reize und ihre Intelligenz, um die Stufen der Gesellschaft zu erklimmen. Graf Du Barry, der durch Jeannes lukrative Galanterien zu grossem Reichtum gelangt und sie deswegen heiratet, stellt sie dem König Louis XV vor. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Sie wird zu seiner Auserwählten und gibt ihm wieder Lust am Leben. Entgegen allen Anstandsregeln lässt sich Jeanne in Versailles nieder. Ein Skandal: Niemand will ein Strassenmädchen am Hof haben.
Erinnern Sie sich an Mon roi (2015) von Maïwenn? Die Geschichte einer Frau, die sich von einem Skiunfall erholt und selbst nach einer zerbrochenen Liebe gebrochen ist – ihr gebrochenes Bein ist also eine nicht ganz uneindeutige Metapher. Jeanne du Barry, der neue Film der französischen Regisseurin und Schauspielerin, ist ähnlich symbolhaft. Er zeichnet den Aufstieg von Jeanne du Barry nach, einer Frau aus dem Volk, die zur bevorzugten Geliebten von Ludwig XV. wurde – letzterer verkörpert von einem schweigsamen Johnny Depp. Wie seine Kurtisanenfigur kokettiert auch Maïwenns Film mit dem Gefallen: opulente Kulissen (die Dreharbeiten fanden in Versailles statt), spektakuläre Drohnenaufnahmen, extravagante Kostüme. Mit seinem Netz aus Intrigen, der männlichen Vormachtstellung und seinen Gräfinnen mit ihren Adoptivkindern ist dieser Königshof der Filmindustrie nicht ganz unähnlich. Hinzu kommt eine kleine Entdeckung in der Person von Pauline Pollmann: Sie brilliert in der Nebenrolle der jungen Marie Antoinette, der die Machtspiele, in denen sie unversehens eine Rolle spielt, über den Kopf wachsen.
Emilien Gür