Utøya 22. juli
Erik Poppe, Norwegen, 2018o
Die 18-jährige Kaja verbringt mit ihrer jüngeren Schwester Emilie ein paar ausgelassene Ferientage in einem Sommercamp auf der norwegischen Insel Utøya. Es gibt Streit zwischen den Schwestern und Kaja geht alleine zu dem geplanten Barbecue, als plötzlich Schüsse fallen.
Leicht fiktionaliserte Nacherzählung des Massakers auf der norwegischen Ferieninsel Utoya, ganz aus Sicht der Opfer. Der Soundtrack besteht aus Schüssen, die Kamera duckt sich mit den Flüchtenden ins Unterholz und an die Felsen, gefilmt in einem einzigen Take. Dass Regisseur Erik Poppe sich ganz auf die Jugendlichen in Todesangst konzentriert und nicht auf den Täter, wirkt zunächst wie eine ehrenwerte Idee - bis man merkt, dass er den ohnehin traumatisieren Überlebenden hier fragwürdige Drehbucheinfälle andichtet und letztlich selbst Herr über Leben und Tod spielen will.
Tobias KniebeRegisseur Erik Poppe zeigt Breivik nur kurz als Silhouette, weil er den Fokus auf die Opfer verschieben wollte. Gefilmt ist sein Terrordrama als Plansequenz, die Spannung hat etwas Atemloses: Überleben oder sterben. Es klingt einfach alles furchtbar falsch: Aus Respekt vor den Toten hat Poppe auf der Nachbarinsel von Utøya gedreht, nur strotzt das Drehbuch vor miesen Horrorfilmklischees, die auf Schockwirkung zielen. Da geht das Kino über Leichen.
Pascal Blum