Mamma Mia: Here We Go Again!
Ol Parker, USA, GB, 2018o
Sophie, die in Mamma Mia! (2008) eben noch geheiratet hat, ist schwanger. Zur Unterstützung lädt sie Rosie und Tanya auf die griechische Insel Kalokairi ein. Bevor es zum großen musikreichen Finale kommt, erzählen sie der werdenden Mutter Geschichten aus den wilden 1970er Jahren, als Donna unter der Sonne Griechenlands Sam, Harry und Bill kennenlernte.
Sequels kommen selten gut heraus, aber diese Folge ist dermassen deprimierend schlecht, dass nicht einmal die Musik von Abba und so exzellente Schauspieler wie Colin Firth oder Meryl Streep sie zu retten vermögen. Humorlos, einfallslos, orientierungslos.
Jean-Martin BüttnerDie ersten Minuten räumen mit allen Zweifeln auf: Die unbezwingbare, lebenssprühende Donna ist tot - wie von den Fans schon befürchtet. Warum Meryl Streep sich entschieden hat, in der ersehnten Fortsetzung von Ol Parker nicht mehr richtig dabei zu sein, wird ihr Geheimnis bleiben. Die Hinterbliebenden, allen voran ihre Tochter (Amanda Seyfried) müssen nun eher traurige Abba-Songs singen und mit dem Verlust klarkommen - denn die vielen Rückblenden mit Lily James als junge Donna sind natürlich kein Ersatz. Zeitweise fürchtet man um die versprochene Party, aber am Ende kommt Cher aus Las Vegas angeflogen - und der Film kriegt einen doch.
Tobias KniebeGalerieo
Weder die Songs von Abba noch die guten Schauspieler können «Mamma Mia 2» retten. Und Cher gibt einem den Rest.
Am Anfang sieht man Björn Ulvaeus, den Texter und Mitkomponisten von Abba. Er spielt einen missbilligenden Lehrer, und es fällt schwer, seinen Blick nicht als Reaktion auf den Film zu sehen, in dem er mitspielt. Etwas später sitzt sein Kollege Benny Andersson an einem Klavier, gibt sich fröhlich und sieht aus, als habe er Bauchweh.
Natürlich haben die beiden Männer freiwillig mitgemacht, ohne ihre Unterstützung geht nichts bei einer Band wie Abba, die ihre Karriere kontrollierte von der Musik über die Kostüme und Videos bis zu den Auftritten. Aber noch nie ist ein Projekt so missglückt, an dem sie musikalisch beteiligt waren.
Dekorativ herumstehende griechische Eingeborene
Die besten Lieder des schwedischen Quartetts bleiben unwiderstehlich mit ihren Melodien, Arrangements und den Stimmen von Agnetha Fältskog und Anni-Frid Lyngstad. Auch «Mamma Mia!», das Theatermusical von 1999, begeistert bis heute. Der dazugehörige Film, der vor zehn Jahren ins Kino kam und mit einem Ensemble um Meryl Streep, Colin Firth oder Julie Walters aufwartete, litt an Übertreibungen, profitierte aber von einem schlagfertigen Drehbuch.
Natürlich sind alle wieder da: die Tanzeinlagen und die dazugehörenden Songs, die Schauspielerinnen und Schauspieler, die dekorativ herumstehenden griechischen Eingeborenen, die Sonne, das Meer und die Felsen.
Die Geschichte geht so: Die junge Sophie (Amanda Seyfried) möchte die Pension restaurieren, die ihre Mutter vor Jahren auf einer kleinen Insel übernommen hatte. Zur Eröffnung plant sie ein Fest, zu dem sie alle ihre Freunde und Freundinnen sowie ihre drei mutmasslichen Väter einlädt. Denn als Sophies Mutter jung war, hatte sie mit jedem der drei je eine Nacht verbracht und war schwanger geworden. Nur wusste sie nicht, von wem.
Die Erlebnisse der jungen Mutter (Lily James) erzählt der Film von Ol Parker in ausführlichen Rückblenden. Der Kontrast zwischen damals und heute könnte reizvoll sein, wenn es denn einen Kontrast gäbe. Oder so etwas wie eine Handlung. Stattdessen zerfällt der Film in eine lose Abfolge von Dialogzeilen und Tanzszenen, die sogar Überhits wie «Waterloo» oder «Dancing Queen» geradezu ruinieren. Einen Abba-Song schlechtzumachen, ist eine Leistung, in «Mamma Mia! Here We Go Again» gelingt es mehrere Male. Die Choreografien wirken aufgesetzt, geradezu beliebig.
Anders als bei der ersten Folge liefert der neue Film nur Kitsch, Sentimentalität und angestrengtes Lustigsein. Man muss ein paarmal lachen in diesem Film, etwa über Colin Firth, aber die meiste Zeit über bleibt man freudlos sitzen.
Das Schlimmste passiert einem gegen Ende des Films, als Sängerin Cher zu «Fernando» ansetzt mit ihrer dunklen Stimme, ausgerechnet jenem Stück, das man immer gehasst hat. Es läuft einem den ganzen Tag nach.