Irène Schweizer
Gitta Gsell, Schweiz, 2005o
Die kürzlich verstorbene Pianistin Irène Schweizer gehört zu den raren Schweizer Musikerinnen, die es in der männlich geprägten Welt des Jazz zu internationalem Ruhm gebracht haben. Dieser Porträtfilm entstand auf dem Höhepunkt von Schweizers Schaffens und gibt Einblick in die Jugend und den künstlerischen Werdegang der gebürtigen Schaffhauserin, vor allem aber in die Bandbreite ihres musikalischen Könnens, das vom Swing und Hardbop bis zum Free Jazz und weiteren Spielformen improvisierter Musik reicht.
Am Dienstag vor einer Woche ist die grosse Schweizer Jazzpianistin Irène Schweizer 83-jährig verstorben. Der 75 Minute kurze und ungemein kurzweilige Porträtfilm der Zürcher Regisseurin Gitta Gsell entstand auf dem Höhepunkt von Schweizers Schaffen und vergegenwärtigt schlagend die Brillanz und Bandbreite der legendären Musikerin, die vom elterlichen Schaffhauser Restaurant und Konzertlokal aus die Männerdomänen des Swings, des Hardbop und des Free Jazz eroberte und unter anderem mit Ihren Frauentrio Les Diaboliques ein Kapitel in der Geschichte der improvisierten Musik schrieb. Der Film hält das Biographische kurz und klammert Schweizers Privatleben mit Ausnahme ihres feministischen und lesbischen Engagements weitgehend aus. Umso schöner die Tour d'horizon durch grosse Momente der freien Musik. Wenn sich Schweizer in kompletter Versenkung über die Tasten beugt und nur aufblickt, um mit grandiosen MitspielerInnen wie Louis Moholo, Pierre Favre oder Joëlle Léandre zu kommunizieren, erlebt man musikalische Walkürenritte: unbändige Freude am Spielen ohne Netz.
Andreas Furler