Aquarius
Kleber Mendonça Filho, Brasilien, Frankreich, 2016o
Clara lebt in einem gehobenen Apartmenthaus aus den Vierzigern am Strand der brasilianischen Stadt Recife. Außer ihr und ihrer Haushälterin ist keiner mehr da: Alle anderen Wohnungen wurden von einer Immobilienfirma aufgekauft, die einen lukrativen Neubau realisieren will. Clara aber weigert sich strikt, den Ort zu verlassen, an dem sie ihr halbes Leben gewohnt hat: Hier hat die frühere Musikkritikerin ihre Kinder großgezogen, gute und weniger gute Tage verbracht, die bewegte Vergangenheit ihres Landes miterlebt. Und hier will Clara bleiben, komme was wolle... (WUVAG)
So weit der Kern, wo es dann dramatisch zugeht in einer Realität, in der die Gierigen mit harten Bandagen gegen die Nostalgiker kämpfen und umgekehrt. Darum herum aber ist sehr fein ein reiches Lebensbild gewoben, quasi: ein Fleckerlteppich aus brasilianischen Atmosphären und Tonfällen und Fragmenten der sozialen Wirklichkeit. Das ist ein Film, der so poetisch und prosaisch und vieldeutig ist wie die Wahrheit.
Christoph Schneider