The Act of Killing
Joshua Oppenheimer, Christine Cynn, Anonymous, GB, Dänemark, Norwegen, 2012o
Weisses Haar, elastischer Gang, die Stimme sanft, fast zärtlich: Das ist Anwar Congo, Grossvater und Massenmörder. Wir sind in Indonesien, wo die Massaker rund um den Putsch 1965 nie gesühnt wurden. Darum laufen Congo und seinesgleichen bis heute frei herum. Nicht nur das: Sie geben mit ihren Morden an, plaudern bereitwillig darüber und lassen sich feiern. (züritipp)
Um das zu verstehen, gab der US-Regisseur Joshua Oppenheimer seinen Protagonisten die Gelegenheit, ihre Untaten (und ihre Albträume) wie Filmstars nachzuspielen: als Western, Gangsterfilm oder Musical. Das Ergebnis ist verstörender als alles, was man sonst im Kino sieht. Eine dokumentarische Geisterbahnfahrt durch ein Land, das auf Leichen gebaut ist -- und seine Massenmörder als Helden verehrt. So 12 Uhr.
Florian Keller1965 töten in Indonesien Paramilitärs und Gangster bei einem Putsch über eine Million "Kommunisten". Noch heute sind sie an der Macht, lassen sich als Nationalhelden verehren - und prahlen mit ihren Taten, die Joshua Oppenheimer in seinem einzigartigen Film von ihnen re-enacten lässt. Um im moralischen Vakuum einer obszönen Darstellungsorgie eine exzessive moralische Kraft des Kinos zu finden. Dieser Film ist wahnsinnig.
Philipp Stadelmaier