The Ugly Stepsister
Emilie Blichfeldt, Norwegen, Dänemark, Schweden, 2025o
Elvira hat genug vom Dasein im Schatten ihrer bildhübschen Stiefschwester Agnes. Um die Blicke des Prinzen am anstehenden Ball auf sich zu ziehen, unterzieht sie sich einem eisernen Schönheitsprogramm, zu dem eine Bandwurm-Diät und eine Nasenkorrektur mit Meissel und Hammer gehören. Als Teiberin im Hintergrund agiert dabei ihre Mutter, die sich mit ihrer zweiten Ehe verkalkuliert hat.
Sind auch Sie dem Weihnachts-Evergreen Drei Nüsse für Aschenbrödel und damit dem Cinderella-Syndrom verfallen? Dann ist Emilie Blichfeldts The Ugly Stepsister das perfekte Heilmittel für Sie. Bei der norwegischen Debütantin ist Aschenputtel nicht das misshandelte fleissige Lieschen, das den bösen Stiefschwestern auf dem Ball die Show stiehlt und sie bei der finalen Schuhprobe aussticht, sondern seinerseits das hässliche Entlein, das zur Stiefschwester einer makellosen Blondine wird, als ihre Mutter deren Vater heiratet. Sobald man gegenseitig feststellt, dass die andere Seite blank ist, trimmt Frau Mamma ihre Tochter umso entschlossener für den Ball des Prinzen fit: sozialdarwinistische Tanzlektionen, ein Diät-Bandwurm, Nasenkorrektur per Hammer und Meissel ... Das Originelle an dieser deftigen Satire auf den Schönheitswahn und das weibliche Konkurrenzprinzip hinter dem Aschenputtel-Stoff ist, dass die Regisseurin sie in Bilder von auserlesener Schönheit kleidet und zugleich keine Gelegenheit auslässt, die bekannten Motive ab absurdum zu führen: Der Prinz und seine Entourage? Lauter taube Nüsse. Einen jungen Lover für die Mutter? Muss man auf dem Ball bloss pflücken. Und selbstverständlich hat Aschenputtel den kompetitiven Irrsinn bis zum Schuhdilemma so weit verinnerlicht, dass sie gleich selber zum Hackbeil greift. Über die Lust an derlei blutigen Exzessen im letzten Filmdrittel kann man geteilter Meinung sein. Doch konsequent sind sie auf alle Fälle.
Andreas FurlerGalerieo











