Pas Douce
Jeanne Waltz, Schweiz, Frankreich, 2007o
Die junge Pflegefachfrau Frédérique hadert mit ihrem Leben. La Chaux-de-Fonds engt sie ein, weshalb sie regelmässig in die Pedale tritt, um sich in der Natur zu beruhigen. Eines Tages wird der Teenager Marco mit einer Schusswunde ins Spital eingeliefert. Frédérique muss ihn pflegen. Doch die beiden verbindet nicht nur ihr hitziges Temperament.
Ein Todesfall, eine Konfrontation mit dem Vater und eine mit dem Ex-Freund, Sex mit zwei wahllos gepflückten Männern, der Ansatz zu einem Selbstmordversuch und ein fataler Schuss auf einen Teenager: Die in Portugal lebende Schweizer Regisseurin Jeanne Waltz bepackte die ersten zwanzig Minuten ihres zweiten Langspielfilms 2007 mit heftigen Vorfällen in riskanter Kadenz – und gewann. Jede der knappen Szenen sitzt, keine wirkt forciert. Daraus hervor geht das dichte und stimmige Porträt einer jungen Frau, die mit sich und der Welt im Clinch liegt. Die Unsanfte, so der deutsche Titel, wurde von der damals 23jährigen Französin Isild Le Besco verkörpert mit einer fessselnden Mischung von Vehemenz und Erotik, Sanftheit und Trotz. Die Szenaristin und Regisseurin hat nach langer Langfilmpause kürzlich das stimmige Drama Le vent qui siffle dans les grues vorgelegt. Hoffen wir, dass sie weitermacht.
Andreas Furler