L'eredità Ferramonti
Mauro Bolognini, Italien, 1976o
Rom um 1880: Gregorio Ferramonti, der als Bäcker ein Vermögen verdient hat, verachtet seine drei Kinder Mario, Pippo und Teta, denen er vorwirft, ihn nicht zu lieben und nur auf sein Geld aus zu sein. Pippo, der schwächste der drei, erwirbt sein Geschäft von einer Familie, deren Tochter Irene er heiratet. Irene ist ihrerseits aus das Erbe aus und wird die Geliebte von Mario und Gregorio.
Was die Römer Familie Ferramonti verbindet, ist vor allem eines, gegenseitiges Misstrauen und herzhafter Hass. Im Jahr 1880 gibt der griesgrämige Vater und Patriarch (Anthony Quinn) seine Bäckerei auf und trommelt die beiden Söhne und die Tochter zusammen, um ihnen mitzuteilen, was sie von seinem Vermögen – das er auch dank Landspekulation vergrössert hat – bekommen: nichts. Nur dem Sohn Pippo, den er zwar auch als Volltrottel beschimpft, gibt er ein minimales Kapital, damit er sich bei einem Eisenwarenladen einkaufen kann, den er fortan führen soll. Pippo kann sich für seinen neuen Job nicht wirklich begeistern, dafür aber für Irene, die schöne Tochter der Besitzer. Mauro Bolognini setzt damit ein macchiavellistisches Karussell der Intrigen, Täuschungen, Begierde und vor allem der Habgier in Gang, in dessen Zentrum zunehmend Irene rückt. Vordergründig tut sie alles, um die zerstrittenen Ferramontis wieder miteinander zu versöhnen. Die von einer grandiosen Dominique Sanda gespielte Figur (sie bekam dafür in Cannes die Auszeichnung als Beste Darstellerin) bleibt lange Zeit undurchsichtig, scheint mal zart und naiv, dann wieder entschlossen und hinterlistig, mal ein Opfer ihrer Gefühle, dann wieder kühl berechnend. Bolognini zeigt uns eine Welt im Umbruch am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Dekadenz der alten aristokratische Oberschicht, die zumindest dem Anschein nach noch Regeln befolgte, wird abgelöst von einer endgültig korrupten und zynischen bürgerlichen Clique.
Till Brockmann